Zur Geschichte der „Arier“ und die der modernen Zivilisation!
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Gedanken Zu. Macht, Medien, Manipulation, Moral
Alles was uns Wert ist, verdanken wir
den Ariern, der arischen Rasse. Dies lernen wir nicht von „Mein Kampf“, nicht
aus früherer Nazi-Literatur, nicht von den Neonazis. Dies lernen wir aus jener
Literatur, welche die „arische Rasse“,
und alles was damit einher geht, erst möglich gemacht hat. Wer dies nicht weiß,
oder daran Zweifel hegen will, der möge zu Nachschlagewerken greifen. Wer
ausführlicher unterrichtet werden will, kann in „Standardbüchern der
Geschichte“ wälzen.
Wir lernen heute noch weltweit als die
Kulturgeschichte der Menschheit: In „vorgeschichtlicher“Zeit leben die Arier in den Steppen zwischen dem Kaspischen Meer
und der heutigen chinesischen Westgrenze. Als Nomadenhirten. Sie sind groß,
stark, hellhäutig, hellhaarig, blau– bzw. grauäugig. Sie machen Pferde und Kühe
für das tägliche Leben nutzbar. Als die ersten in der Geschichte der
Menschheit. Um etwa vor 6000 Jahren. Sie entdecken Kupfer, Eisen und andere
Edelmetalle. Sie erfinden Bronze und Stahl. Ihnen geht es gut. Sie vermehren
sich heftig. Und „dynamisch“ sind sie auch noch! Sie erweitern ihren
„Lebensraum“. Sie erweitern nicht ihren Lebensraum in das benachbarte Gebiet
aller Himmelsrichtungen. Nein. Sie sind wählerisch. Die „helleren“ unter ihnen
wandern nach dem weiten Westen, die „weniger hellen“ nach weitem Südwesten. Ein
Teil dieser „weniger–helle–arischen“ Wandersleute erreichen Nordwestindien. Der
Hindukush ist der einzige Paß durch das Himalaja–Massiv nach Indien. Sie finden
den Paß.
Wie diese Nomaden aus der turkmenischen Steppe diesen
Tausende Kilometer entfernten einzigen Paß gefunden haben? Welche nutzlose
Frage! Nutzlose Fragen dieser Art werden nicht gestellt. Sollen auch nicht
gestellt werden. Also gibt es auch keine Antworten. Wichtig ist doch einzig die
Tatsache, daß die „weniger–helle–arischen“ Wandersleute den Hindukusch
gefunden haben. Sonst wären sie ja
nicht in Indien angekommen. Oder?
Sie werden in Nordwest–Bharatavarsa (Indien) seßhaft,
nachdem sie die einheimische Bevölkerung nach Süden vertrieben haben. Wohin die
aus dem Norden vertriebenen Menschen ihrerseits jene im Süden lebenden Menschen
vertrieben haben? Welche überflüssige Frage! Ist es wichtig zu wissen?
Ihre Sprache ist Sanskrit. Noch ohne Schrift. Die Schrift
erfinden sie später in Bharatavarsa. Hätten sie auch eine Schrift mitgebracht,
hätten wir diese Schrift ja überall, wo Arier sind, finden müssen. Leider ist
diese Schrift nirgendwo sonst gefunden worden. Also wird mit wissenschaftlicher
Akribie den Schluß gefolgert, als die Arier ihren Lebensraum vergrößerten,
hatten sie für ihre Sprache keine Schrift. Hübsch, nicht wahr? Diese Nomaden sind
fleißig, eignen sich neues Wissen an, erfinden eine Schrift und produzieren
dann weltbekannte anspruchsvolle Schriften wie die Veden, Upanishaden, Puranas,
Sutras, usw.. In Sanskrit. Moderne Wissenschaftler geben sich mit der wundersam
brüchigen Geschichte zufrieden.
Sanskrit gilt übereinstimmend als die bestgeordnete
Sprache. Die klügeren Köpfe der modernen Wissenschaft haben vorsorglich folgerichtig
haarscharf abgeleitet, daß die nomadisierenden „Arier“ in Zentralasien und auch
anderswo eine einfachere Form von Sanskrit gesprochen haben müssen. Ein frühes
Sanskrit, Sanskrit im Kindesalter etwa, das „Protosanskrit“. Dieses
„Protosanskrit“ nehmen die „arischen“ Wandersleute überall mit, auch nach
Westen. Die Sprache der „Arier“ entwickelt sich unterschiedlich im
unterschiedlichen Erdteil. Aber die Verwandtschaft ist natürlich geblieben.
Sowohl in der Sprache und überhaupt. Indogermanische, Indioeuropäische
Sprachen. Klingt doch plausibel. Oder?
*****
Wer diese Verwandtschaft entdeckt hat und seit wann?
Reklamiert wird diese Verwandtschaft ausschließlich durch die entfernten
Kusinen und Vettern aus dem „Abendland“ während diese mittendrin auf Beutepfad
im „Morgenland“ sind. Vor allem Briten in Bengalen. Sie rauben Bharatavarsa
(Indien) aus, schleppen alles weg, was nicht niet– und nagelfest ist, morden,
besetzen das Land und schaffen Voraussetzungen für dauerhafte Ausbeutung. Aber
sie bescheren ihren angeblichen entfernten Kusinen und Vettern die „Sprachverwandtschaft“,
„Sprachfamilie“, die „Sprachwissenschaft“ und einiges mehr. Ab 1786 wird
behauptet, daß zwischen Sanskrit, der Sprache der nordwestindischen „Arier“
einerseits und Griechisch, Latein, germanischen und keltischen Sprachen
andererseits, eine enge sprachliche Verwandtschaft besteht. Ja, daraus wird
später die Familie der „indoeuropäischen“ Sprachen zusammengebastelt.
Jene „Arier“, die über den Hindukush Nordwest–Bharatavarsa
erreichten, haben diesbezüglich ein absolutes „black-out“. In keiner ihrer
weltbekannten Schriften wird auch nur erwähnt, daß ihnen einst ihr „Lebensraum“
in den Steppen zwischen dem Kaspischen Meer und der heutigen chinesischen
Westgrenze oder auch sonstwo zu eng geworden war und viele ihrer Brüdern,
Schwestern, Kusinen und Vettern wie sie selbst auch, auf die Suche nach neuem
„Lebensraum“ auf Wanderschaft begaben. Nein. Die „Sanskrit–Arier“ haben keine
Erinnerungen ähnlicher Art. Aber Friedrich Maximilian Müller will zwischen 1856
und 1859 ein Lied über das Vergangene, über ihre Zugehörigkeit zur „Arischen
Rasse“ in den Texten des Rigvedas entdeckt haben.
Der Rigveda ist eine der ältesten Schriften in Bharatavarsa.
Moderne Wissenschaftler wollen es nicht wissen, warum sich ihre Brüder,
Schwester und Vetter anderswo nicht „Arier“ genannt haben, wenn sie doch alle
„Arier“ gewesen sind. Moderne Wissenschaftler wollen es nicht einmal wissen, ob
dieser Friedrich Maximilian Müller hätte Rigveda überhaupt lesen können. Wo
sollte er die vedische Sprache gelernt haben. Wann?
*****
Eine Reise rückwärts bringt auch andere
Erkenntnisse. Beispielsweise haben wir keine einzige „wissenschaftliche
Publikation“ gefunden, in der ein „Wissenschaftler“ beim Zitieren auch nur die
Frage der Verläßlichkeit der zitierten Stelle gestellt hätte, von der Bonität
der Autoren und von der Bonität der Quellen deren Wissens ganz zu schweigen. Die „modernen Wissenschaftler“ sind kritiklose
Abschreibekünstler. Sie übernehmen nur das passende Teil zu ihrer
Phantasie. Sie beschreiben nicht die Wirklichkeit, sie schöpfen virtuelle
Wirklichkeiten. Sie wollen absetzbare Geschichten erzählen, andere diese ihre
Geschichten glauben machen und die eigene Karriere fördern. Ohne Rücksicht.
Auch ohne Vorsicht. Hier folgt ein beispielhafter Beleg, Auch eine Einstimmung
zum Thema.
Garland Cannon, ein Professor für englische
Literatur am Queen’s College, City of New York, der ein akademisches Leben lang
nichts anderes betrieben hat als die pflege jenes Säulenheiligen der
Kulturgeschichte der Menschheit „William Jones“, erzählt uns in seinem Buch Oriental
Jones,London 1964, unter
vielen anderen auch diese kleine rührende Geschichte auf Seite 131: „Als er und Anna Maria nach Krishnanagar
zogen (1784), hatte er eigentlich
einen Standortvorteil im Hinterkopf. Er ging in die benachbarte alte
Hindu–Universität in Nuddea (eigentlich heißt der Ort Nadia), mit der Absicht, einen Brahmanen als einen
eingeborenen Informanten (eingeborenen Informanten!) und als Sanskritlehrer zu engagieren. Diese Kaste war Bewahrer und
Erhalter der Sprache und der Manuskripte in der Sprache und konnte als solche
die besten Lehrer bieten. Es war Ferienzeit, aber einige waren dort. Über einen
Dolmetscher bat er einen (Brahmanen) um
Hilfe. Der Mann lehnte ab. Jones fragte einen anderen. Erneut erhielt er eine
Ablehnung. Er erhöhte sein finanzielles Angebot zu einem bemerkenswerten Betrag
und erlebte ein ähnliches Schicksal. Kein Brahmane würde einem ungläubigen
Christen die heilige Sprache lehren.“ Wie soll Garland Cannon dieses
Geschehen wohl wissen können? Sir William Jones oder Lady Anna Maria haben nie
diese hübsche Geschichte in ihren veröffentlichten Briefen oder Texten erwähnt.
Garland Cannon kennt die Episode aus dem Buch: The Discovery of India von Jawaharlal
Nehru, New York 1946 (S. 316–317). Also nehmen wir dieses Buch von Jawaharlal
Nehru, des ersten Ministerpräsidenten der Indischen Republik, und wollen
wissen, wie Nehru diese Geschichte 1946 kennen konnte. Fehlanzeige. Nehru gibt
keine Quelle an. Garland Cannon schreibt von Nehru ab und sagt uns nicht, daß
Nehru keine Quelle angegeben hat. So werden „wahre Geschichten“ kreiert und abgesetzt.
Ein „schwarzes Schaf“, dieser Garland Cannon?
Lesen wir Nehru weiter: „Sanskrit faszinierte ihn (William Jones), insbesondere die Entdeckung des alten indischen Dramas. Erst durch
seine Schriften und Übersetzungen erhielt Europa einen Einblick in einige der
Schätze der Sanskritliteratur. Im Jahre 1784 gründete Sir William Jones die
‚Bengal Asiatic Society‘, die später die ‚Royal Asiatic Society‘ wurde. Indien
schuldet Jones und vielen anderen europäischen Gelehrten tiefe Schuld der
Dankbarkeit für die Wiederentdeckung (rediscovery) seiner alten Literatur.“ Woher Jawaharlal Nehru all dies wohl
gewußt hat? Muß er uns darüber Rechenschaft geben? Ein Jawaharlal Nehru braucht
1946 keine Quellen anzugeben. Er weiß es eben. Ein „indischer
Freiheitskämpfer“. Über alle Zweifel erhaben. Dank den Medien, die auch damals
weltweit weitgehend im Besitz der blond-blauäugig-weiß-christlichen Kultur
waren.
Eine grundsätzlichere Frage ist, was wäre, wenn The Discovery of India von Jawaharlal
Nehru, ein Buch von fast 600 Seiten, eine Pflichtlektüre aller „gebildeten“
Inder, nur Geschichten aus dubiosen Quellen enthielte. Das Buch hat einen Index
von 12 Seiten, aber keine Bibliographie. Zu welchen Quellen hätte er überhaupt
Zugang haben können? Garland Cannon sind Fragen wie diese nicht eingefallen.
Wir aber unterziehen uns einer kleinen Mühe, schlagen die Encyclopaedia Britannica
auf und finden dies: „Jawaharlal Nehru,
Beiname PANDIT (Hindi: ‚Pundit‘ oder ‚Lehrer‘) NEHRU (1889 – 1964), erster
Ministerpräsident des unabhängigen Indien (1947–64) (...) Er war auch einer der hauptsächlichen
Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung in den 1930er und 40er Jahren.
Er entstammte einer wohlhabenden Familie von Brahmanen aus Kaschmir, bekannt ob
ihrer Verwaltungsfähigkeiten und ihrer Gelehrsamkeit, die im frühen 18.
Jahrhundert nach Delhi zugezogen war. Er war der Sohn von Pandit Motilal Nehru,
(1861–1931), einem berühmten Juristen, der früh eine lukrative Anwaltskanzlei
etablierte und 1896 beim Hohen Gericht von Allahabad zugelassen wurde. (...)
„Bis zum Alter
von 16 Jahren wurde Nehru zu Hause von einer Reihe englischer Gouvernanten und
Hauslehrer ausgebildet. Einer von diesen, teils irischer, teils belgischer
Theosoph, Ferdinand Brooks, scheint auf ihn einen gewissen Eindruck gemacht zu
haben. Jawaharlal hatte auch einen ehrwürdigen indischen Tutor, der ihm Hindi
und Sanskrit lehrte. 1905 ging er (also 16jährig) nach Harrow, einer
führenden englischen Schule, wo er zwei Jahre lang blieb. Die akademische
Karriere Nehrus war keineswegs hervorragend. Von Harrow ging er zum Trinity
College, Cambridge, wo er drei Jahre verbrachte und ein Diplom in
Naturwissenschaften erwarb. Nachdem er Cambridge verlassen hatte, qualifizierte
er sich nach zwei Jahren als Rechtsanwalt im „Inner Temple“, London, wo er,
nach seinen eigenen Worten, seine Prüfung ‚ohne Ruhm und ohne Schande‘ bestand.
(...)“
Jawaharlal Nehru hat nie in einer
indischen Sprache schreiben können. Ein dürftiges Hindi hat er gesprochen.
Kulturell war er lebenslang ein Brite. In The
Discovery of India (Entdeckung Indiens) verewigt Jawaharlal Nehru jene
Kolonisatoren als unerschütterliche Autorität, obwohl die alles daran gesetzt
hatten, die Kolonisation ohne Rücksicht auf Verluste auf Dauer zu festigen. Auf
Seite 165 lesen wir: „Schon 1784 bemerkte
Sir William Jones: ‚Die Sprache Sanskrit, wie alt sie auch sein mag, hat einen
wunderbaren Aufbau, ist vollendeter als Griechisch, wortreicher als Latein und
viel geschliffener als beide; doch trägt sie eine stärkere Ähnlichkeit (a
stronger affinity) zu beiden, sowohl in
den Wurzeln der Verben als auch in den grammatischen Formen, als sie durch
bloßen Zufall hätte entstehen können; sie ist so stark, daß kein Philologe die
drei Sprachen untersuchen könnte, ohne zu glauben, daß sie einem gemeinsamen
Quell entsprungen sind, der vielleicht längst versiegt ist ...“.
Jawaharlal Nehru hätte abschätzen
können müssen, daß die oben zitierten Feststellungen von William Jones eine
profunde Kenntnis aller drei Sprachen voraussetzten, die dieser William Jones nachweislich
nicht gehabt hat. 1784 glaubte Sir William noch daran, mit seinem Persisch käme er in Kalkutta
klar. Er besaß keine Kenntnisse über eine der gesprochenen indischen Sprachen.
All dies hätte Jawaharlal Nehru wissen können. Er hätte überprüfen müssen, ob
der zitierte Teil in den Schriften von William Jones bis 1784 zu finden ist. Er
hatte aber von „irgendwo“ einfach abgeschrieben, wie es auch heute die übliche
Praxis ist. Es kommt nicht einmal darauf an, etwas richtig zu zitieren. Bis heute ist das Zitat in Entdeckung Indiens nicht beanstandet
worden. Wer soll auch einem so „hübschen Gedanken“ nicht glauben wollen?
Außerdem kostet das Überprüfen Mühe und Zeit. Wir haben uns auch darüber
gewundert, warum der Satz abgebrochen wird.
Jawaharlal Nehru fährt nach dem abgebrochenen Satz fort: „Viele europäische Gelehrte, englische,
französische, deutsche und andere, die das Sanskrit studierten und das
Fundament einer neuen Wissenschaft legten – der vergleichenden
Sprachwissenschaft –, folgten William Jones. (...) Es entstand in Indien ein neuer Gelehrtentyp unter europäischer
Inspiration, und viele Inder gingen nach Europa (vorzugsweise nach Deutschland)
um sich in den neuen Forschungsmethoden und dem kritischen und vergleichenden
Studium unterweisen zu lassen. Diese Inder besaßen gegenüber den Europäern einen
Vorteil, aber auch einen Nachteil. Der Nachteil beruhte auf gewissen
vorgefaßten Vorstellungen, vererbten Glaubenssätzen und Überlieferungen, die
sich einer leidenschaftslosen Kritik in den Weg stellten. Der Vorteil, er war
groß, bestand in der Fähigkeit, in den Geist des Geschriebenen einzudringen,
sich die Umgebung, in der es entstand, auszumalen und dadurch besser
hineinzufinden.“
Diese Inder, wie Jawaharlal Nehru einer
war, sind doch eigentlich die besseren Briten! Kulturell geklont. Gehirnwäsche
total. Und sie haben den wenigen „William Jones“ kräftig geholfen, eine schier
unüberwindbare Mauer der Verlogenheit und Falschheit zu errichten. In Form von
kilometerlangen festgebundenen Druckerzeugnissen in den Bibliotheken. Eine
Mauer zwischen dem tradierten Wissen und den „modernen Wissenschaften“, basiert
auf den ‚neuen Forschungsmethoden und
auf das kritische und vergleichende Studium‘. Alles Neue zählt.
Wir haben diese von Jawaharlal Nehru
zitierte Stelle in den Schriften von William Jones gesucht. Bis 1784.
Fehlanzeige. Seine Schriften danach. Fehlanzeige. Er hat nie einen solchen Satz
geschrieben. Wir werden fündig in der 13–bändigen Biographie, zusammengetragen
von Sir John Shore, einem Kollegen Sir Williams in Bengalen, dem späteren Lord
Teignmouth. Im „The third
Anniversary Discourse, delivered 2 February, 1786 by The President“ (Der dritte feierliche Diskurs vom 2. Februar 1786 des Präsidenten)
soll er in einer Festrede den Satz gesprochen haben. Hier der vollständige
Satz: „Die Sprache Sanskrit, wie alt sie
auch sein mag, ist von wundervollem Gefüge; vollendeter als Griechisch,
reichlicher als Latein, und mehr exquisit verfeinert als beide, bringt sie
dennoch zu diesen beiden eine stärkere Affinität hervor, sowohl in den Wurzeln
der Zeitwörter als auch in den Formen der Grammatik, als es möglicherweise
durch Zufall zustande gekommen sein könnte; in der Tat so stark, daß kein
Philologe sie alle drei (beimAbschreiben
verliert Jawaharlal Nehru das Wort ‚drei‘ und ein Komma) untersuchen könnte, ohne zu glauben, sie seien irgend einer
gemeinsamen Quelle entsprungen, die, vielleicht, nicht mehr existiert
(Jawaharlal Nehru bricht den Satz hier ab):
es gibt einen ähnlichen Grund, obwohl nicht so zwingend, um anzunehmen, daß
sowohl Gothisch wie auch das Keltische, obwohl mit einer ganz anderen Sprache
vermischt, den gleichen Ursprung hatten wie das Sanskrit; und man könnte das
alte Persisch dieser Familie hinzufügen, wenn dies der Ort wäre, um jegliche Frage betreffend die Altertümer
Persiens zu erörtern.“
Warum wurde der Satz nicht vollständig
zitiert? Auch am 2. Februar 1786 konnte Sir William keine einzige indische
Sprache, von Sanskrit ganz zu schweigen. Was den Stand der Kenntnisse des
Persischen bei Sir William angeht, so beleuchtet ihn folgender Tatbestand,
berichtet von Garland Cannon (S. 143): „Ein
persischer Lehrer hatte das Paar (Sir und Lady Jones) auf ihren Ferien begleitet, mit dem Zweck, Jones mit dieser Sprache
jeden Morgen für eine Stunde oder so behilflich zu sein.“. Wir zählen das
Jahr 1786, Sommer 1786.
Und wer will heute ernsthaft wissen, in
welcher Sprache Jawaharlal Nehru in 1946 sich mit seiner Tochter Indira in
seinen vier Wänden unterhielt? Müssen wir nicht lernen, dieses und ähnliches
wissen zu wollen? Wenn wir nicht Fragen stellen, wissen wollen, werden wir
nicht wissen, was wirklich ist. Wir müssen vor allem lernen, die Wirklichkeit
immer genauer zu erforschen, kennen, beschreiben und nicht tummeln in
virtuellen Realitäten.
*****
Wir haben uns mit vielen beschäftigen müssen – Missionaren
und Kolonisatoren –, die uns Geschichten erzählten. Und dann immer die Reise
rückwärts.
Zwischen Alexander von Makedonien (3. Jahrhundert v. Chr.)
und Vasco da Gama (1498) hat kein europäischer „Haudegen“ den Boden
Bharatavarsas betreten. Als in der 2. Hälfte des 15.
Jahrhunderts der Handelsweg über Syrien, Irak, Türkei, Ägypten, das Rote
Meer von den Osmanen blockiert wird, suchen christliche
Glücksritter, Haudegen und Geistliche einen „Seeweg nach Indien“. Das
Mittelmeer ist nach Osten dicht. Afrika zu umschiffen erscheint den
christlichen Seefahrer als ein unüberwindbares Hindernis. Ihre Kenntnisse der
Geographie sind dürftig. Aber die Erde gilt nicht mehr als eine Scheibe. Sie
ist auch für sie schon rund.
Also, warum nicht westwärts über das anscheinend
unendliche Meer segeln, bis irgendwann der Osten „Indiens“ erreicht ist? Nach
langer beschwerlicher Seefahrt nach Westen erreichen christliche Haudegen
tatsächlich Land. Dem freundlichen Empfang durch die ansässige Bevölkerung zum
Trotz, liquidieren sie diese Bevölkerung, nehmen ihr Land im Namen des
Christlichen Gottes in Besitz und verschiffen alles, was dort nicht Niet und
Nagel fest war.
Erst im Nachgang begreifen sie, daß
tote Menschen nicht arbeiten können. Für einen nachhaltigen Raub des
Flora–Fauna–Habitats waren aber arbeitsfähige Menschen von Nöten. Wo hernehmen?
Afrika wird als Jagdgrund entdeckt, werden Menschen, nein, vorwiegend kräftige
Männer ausgespäht, gejagt, gefangen, gekauft und nach dem besetzten Land
verschifft. Was macht es schon, daß nur etwa ein Drittel das neue Land
erreichte. Dieser Sklavenhandel hat seither viele Antlitz und Namen erfahren.
Den findigen „Wissenschaftlern“ der blond–blauäugig–weiß–Christlichen Kultur
sei Dank.
Als ich 1950 in Kalkutta meinen
Bachelorkurs in einem College machte, verloren wir unseren besten Professor für
Chemie, der im dürftigen Labor des Colleges forschte und eine herausragende
Promotion zustande brachte. Die Kopfjäger aus „Amerika“ hatten ihn sofort
ausgespäht und gekauft. „Persönliche Entfaltung“ und „individuelle Freiheit“
dienten dabei sowohl als Köder wie auch als billige aber griffige
Rechtfertigung.
Später lernte ich als Forscher, daß die
Unterentwicklung der „früheren“ Kolonien auch eine Folge von „brain drain“
(Auswanderung der klugen Köpfe) sei. Von Kopfjägern war nicht die Rede. Auch
heute bekomme ich häufig Emails mit dem Hinweis, daß sich mein
Persönlichkeitsprofil eigentlich für die Auswanderung nach „Amerika“ oder
„Kanada“ gut eigne. Ganz aktuell heißt dieser Sklavenhandel unisono „die
Zuwanderung“. Menschen werden in Manier der Kopfgeldjäger ausfindig gemacht und
dann eingekauft. Die Menschen, die die Kosten für die Heranbildung und
Ausbildung dieser „Sklaven“ aufbringen, gehen leer aus. Die Erfindung der
„individuellen Freiheit“ zur Entfaltung der Persönlichkeit muß dafür herhalten,
um mit „gutem Gewissen“ die Gesellschaften anderer
auszurauben. Wie in den jüngsten alten Zeiten.
*****
Mit dem päpstlichen Segen teilen Spanien und Portugal die
Welt als Jagdgrund und als Beuteziel auf. Bis 1515 etablieren die Portugiesen
ihre Seemacht und bringen alle wichtigen Häfen der Westküste Bharatavarsas
unter Kontrolle. Nicht als Händler, wie ihre Nachfahren uns heute noch glauben
machen wollen, sondern als brutale, hinterlistige und rücksichtslose Räuber,
Mörder und Ausbeuter. Diese beginnen als „Haudegen“, und verwandeln sich über
„Buchhalter“, „Schreibtischtäter“, „Rechtfertiger“ zu „Herrschern“. Händler
waren sie nie.
Die „Haudegen“ sind ohne Ausbildung, brutal, rücksichtslos,
gierig und undiszipliniert. Vor Ort müssen jene für Ordnung sorgen, die seit
Jahrzenten, seit Jahrhunderten den Raub eigner Leute praktizieren, die „Räuber
aus reichem Haus“. Die „Haudegen“ werden immer mehr durch die „Buchhalter“ zu
einer Kampftruppe organisiert. Die Buchhalter sind aus dem gleichen Holz
geschnitzt, aber blicken etwas weiter. Die „Schreibtischtäter“ sind nicht so
einfach gestrickt, haben Schulausbildung, sind nicht immer fähig wahllos draufzuhauen,
aber nicht weniger rücksichtslos, brutal und gierig. Die „Rechtfertiger“ sorgen
dafür, daß die „Räuber“ immer mehr ihre „Schwerter“ mit dem „Schreibtisch“
tauschen können. Sie verkaufen die „Schreibtischtäter“ als Verwalter, die
„Buchhalter“ als Polizisten und die „Haudegen“ als Kampftruppen. Die
„Rechtfertiger“ sind gut ausgebildet, diszipliniert, loyal, aber auch
rücksichtslos, skrupellos, schamlos und gierig. Sie sind die christlichen
„Ideologieproduzenten“, „Gehirnwäscher“, „Wissenschaftler“. Deren Moral? Was
ist Moral?
Die katholische Kirche
beteiligt sich an diesem Unternehmen flankierend. Im Jahre 1518 lassen sich
Franziskaner in Goa nieder. Kaum ist der Orden der Jesuiten 1540 gegründet,
kommt 1542 schon der jesuitische Missionar Francisco Xavier (1506–1552) nach
Goa, 1548 kommen die Dominikaner und 1572 auch die Augustiner. Andere
christliche Orden kommen nach. Raub und Bekehrung stehen auf der Tagesordnung,
die langfristige Absicherung des Beutegewinns noch nicht.
Die berüchtigte East
India Company wird 1600 in London gegründet. Niederländer und Franzosen folgen
diesem Beispiel nach. Ab 1612 verliert Portugal die Stützpunkte an Britannien,
Niederlande und Frankreich. Ab 1756 wird die alleinige Herrschaft Britanniens
etabliert, Robert Clive, dem späteren Lord Clive, sei Dank. Wer dieser Robert
Clive (1725–1774) gewesen ist?
Er ist der älteste von 13 Geschwistern.
Sein Vater ist ein durchschnittlicher Advokat in London, und verdient etwa £500
im Jahr. Als 3jähriger kommt Robert zu der schon verheirateten Schwester seiner
Mutter. Warum? Wir wissen es nicht. Der Grund ist nicht überliefert. Seine
Tante und Ihr Mann berichten über Roberts Jähzorn, über seine Neigung zu
Schlägereien und zur Gewalt. Diese seine Neigung soll sich nie gegen seine
Familie oder gegen seine Verwandtschaft gerichtet haben. Seiner Familie und
Verwandtschaft gegenüber ist er willig und gefällig. Er hat häufig die Schule
wechseln müssen. Er schafft keinen Schulabschluß.
Als 12jähriger kommt er zu „Merchant
Taylors“ nach London. Auch als Schneiderlehrling scheitert er. Sein Vater ist
verzweifelt. Robert ist unglücklich. Seinem Vater vor allem möchte er ständig
beweisen, daß er an sich willig ist, aber leider schon immer vom Pech verfolgt
worden ist. Schließlich gelingt es seinem Vater, seinen ungeratenen 18jährigen
Sohn gegen die Hinterlegung einer Kaution in Höhe von £500 bei der East India Company
als „Buchhalter“ (Writer), für Indien unterzubringen, also in der unterste
Stufe des „buchhalterischen“ Fußvolks.
Während seiner Seereise nach Indien
1743, fällt er unglücklich ins Meer, verliert wertvolle Kleidungsstücke und
einen teuren Gürtel, ein Geschenk seines Vaters. Nach seiner Ankunft in Madras
fühlt er sich verpflichtet, in einem langen Brief seinem Vater dieses Ereignis
zu beichten. Er beteuert mehrmals, daß er diesen Vorfall beim besten Willen
nicht hätte vermeiden können. Er fleht ihn an, ihm zu glauben.
In Madras fällt er auf als launig,
zänkisch und handgreiflich. Er duelliert sich einmal. Ohne Folgen für die
Duellierenden. Er ist oft allein und depressiv. In Madras versucht er einmal
sogar, sich das Leben zu nehmen. Er beginnt, seine Freizeit häufig in der
Bücherei der Company zu verbringen. Es ist heute nicht mehr festzustellen,
welche Art von Büchern diese Bücherei hatte.
In einer der stets wiederkehrenden
kriegerischen Auseinandersetzungen gegen die Franzosen gerät er 1746 in
Gefangenschaft, kann aber mit einigen anderen fliehen. Nach dieser Erlebnis und
seiner diesen neuen Erfahrung will er lieber ein „Haudegen“ sein statt
„Buchhalter“. Am 16. März 1747 wird er tatsächlich durch den Gouverneur von
Madras zum Fähnrich bestellt. Vorläufig, weil er noch nicht sein 22. Lebensjahr
vollendet hat. Die „Versammlung der Direktoren“ in London bestätigt seine
Bestellung am 4. Dezember 1747 schriftlich: „Fähnrich Clive soll nach seinen kämpferischen Fähigkeiten tatkräftig
unterstützt werden; jeder Fortschritt wird von uns bedacht.“
Als „Haudegen“ entdeckt Robert Clive
sein verborgenes Talent für List, Intrigen, für die Kunst, andere aufs Kreuz zu
legen und vor allem, skrupellos draufzuhauen. Ein Guerillakämpfer per excellence. Er ist so eifrig, daß er
außerplanmäßig zum Hauptmann befördert wird.
Just zu dieser Zeit wollen die
Franzosen Chanda Sahib als Nabob von Karnatak und den französischen Gouverneur
als Stellvertreter Chanda Sahibs installieren. Mit nur 200 europäischen und 600
einheimischen Söldnern nimmt Robert Clive 1752 die Hauptstadt Arcot von
Karnatak ein, überlistet die Franzosen an der Ostküste und verhilft dem der
East India Company genehmen Mohammed Ali zur Macht. Die Franzosen sind sauer.
Sie konstatieren den Bruch des 1748 geschlossenen Friedensvertrages von
Aix-la-Chapelle (Aachen), wonach die Christen in Übersee, also auch in Madras,
miteinander friedlich umgehen sollten. Wie auch immer.
Robert Clive gewinnt ein Scharmützel
nach dem anderen und dient sich mit dem Segen vom Oberbefehlshaber Stringer
Lawrence zu einem der Befehlshaber hoch. Aber er bekommt gesundheitliche
Probleme. Wie in seiner Kindheit bekommt er Anfälle von Ohnmacht. Am 18. Februar
1753 heiratet er die Schwester eines Edmund Maskeylyne in Madras. Die 17jährige
Margaret kommt in Juni 1752 nach Madras, nachdem ihr Bruder die Ehe mit Robert
Clive arrangiert hatte. Dies ist zu jener Zeit eine geläufige Praxis für
minderbemittelte junge Frauen gewesen.
Der East India Company hat Robert Clive
durch seine umtriebigen Machenschaften nicht nur „Gewinne“ eingefahren, sondern
auch Besitzungen. Aber Robert Clive ist eingeschnappt, weil der
Oberbefehlshaber Stringer Lawrence in Madras seine Leistungen und Verdienste
nicht einmal verbal anerkannt hat. Er will nach England zurück. Vor seiner
Abreise äußert er sich klar und unmißverständlich auch über seine Enttäuschung
über den Oberbefehlshaber.
Mit nichts war er 1743 in Indien
angekommen. Und 1753 kehrt der 28jährige mit Frau und mit einem Vermögen von
£40000 nach Haus zurück. Ist das nichts? Wie er das Geld verdient hat? Einer
seiner vielen Biographen, ein Inder Namens Nirad C. Chaudhuri, hat es uns 1975
so erklärt (S. 111): „Es gab nichts Ungewöhnliches
in der Tatsache, daß Clive in Indien Geld scheffelte. Zunächst war es völlig im
Einklang mit der etablierten Praxis, und es war darin nicht Spektakuläres. Noch
lange Zeit danach sollten junge Engländer aus der verarmten Mittelklasse und
aber auch solche aus unvermögenden adeligen Familien nach Indien kommen, um
dort Vermögen anzusammeln. Arthur Wellesley, der künftige Herzog von
Wellington, ging schwer verschuldet 1796 nach Indien, und kam 1805 zurück,
nicht nur von allen Schulden befreit, sondern auch mit etwa £43,000. Zu diesem
Geld war er auf Wegen gekommen, die als völlig legitim galten. Dies tat auch
Clive. Das von ihm angehäufte Vermögen von über £40,000 entstammte privatem
Handel, Nebenverdiensten in seinem Amt als Verwalter und aus Geschenken oder
Beutegeld, alles anerkannte Geldquellen für die Bediensteten der Company in
Indien.”
Verstehe dies, wer will. Immerhin
gewinnen wir mehr als bloße Ahnung wie ein Lord Lord wird. Die Karriere von
Lord Robert Clive ist auf gar keinen Fall ein Einzelfall. Aber schreibt dieser Inder Namens Nirad C.
Chaudhuri nicht wie ein waschechter
britischer Christ? So schön verständnisvoll und alles verniedlichend? Nirad C. Chaudhuri ist 1897 in
Kishorganj, Bengalen geboren und geht dort zur Schule. Die ganze Familie zieht
1910 um nach Kalkutta. Seine Mutter mußte wegen Krebs behandelt werden. Die
Familie reist 1913 zurück nach Kishorganj. Sein älterer Bruder und er bleiben
in Kalkutta. Er lebt in Kalkutta bis März 1942, danach in Delhi.
Nach
dem 14. November 1927 hat er Kishorganj nicht mehr gesehen. Er ist 30 Jahre
alt. Bis dahin hat er Missionsschulen, College und den Frust, die
„postgraduierten“– Prüfung abgebrochen zu haben, hinter sich gebracht. Sein
Jugendtraum, Professor zu werden, ist ausgeträumt. Er wird 1921 Angestellter im
„Military Accounts Department“. Er hat sich zu einem belesenen, aber auch zu
einem depressiven Einzelgänger entwickelt.
In
der europäischen Geisteswelt findet er sich gut zurecht. 1951, er ist schon 54
Jahre alt, erscheint sein erstes Buch: The
Autobiography of an unknown Indian. Das Buch trägt eine bemerkenswerte
Widmung: „Dem Andenken der britischen
Herrschaft in Indien, die uns den Status von Untertanen erteilte aber die
Staatsbürgerschaft vorenthielt; worauf jedoch ein jeder von uns die
Herausforderung ausrief: ‚civis britannicus sum‘, weil alles, was in uns gut
und lebendig war, eben von derselben britischen Herrschaft erschaffen,
gestaltet und belebt worden war (To the Memory of the British Empire in
India which conferred subjecthood on us but withheld citizenship; to which yet
every one of us threw out the Challenge: „Civis Britannicus Sum“ because all
that was good and living within us was made, shaped, and quickened by the same
British rule.).”
Er
bereist 1955 England und Frankreich. Die britische Regierung hat ihm ein
großzügiges Stipendium gewährt und viele exklusive Archive geöffnet. Er hat
eine Reihe von Büchern veröffentlicht. Darunter auch die hier erwähnte
Biographie: „Clive of India“.
So reizvoll es auch ist, dieser Teil der
Geschichte ohne Verklärungen weiter zu erzählen, wollen wir die „Arier“,
die „arische Rasse“ nicht aus den
Augen verlieren, auch wenn die Begriffe wie „Arier“, „Indogermanen“,
indogermanische Sprachen, „Indoeuropäer“, usw. in den Köpfen der europäischen
Christen bis Mitte des 18. Jahrhunderts noch nicht entstanden sind.
Ende 1783
betritt Sir William Jones die Bühne in Kalkutta, ein skrupelloser Glücksritter,
mit dem erklärten Vorsatz nicht nur die Geschichte Asiens neu zu schreiben. Er
beginnt dies mit der Gründung der „Asiatick Society of Bengal“ bereits in 1784.
Natürlich hatte kein Asiate Zutritt zur „Asiatick Society“. Er erzeugt viele
Druckerzeugnisse. Er entdeckt die Sprache Sanskrit für Europäer, ohne eine
blasse Ahnung von dieser Sprache zu haben, auch später trotz viel Mühen wird er
diese Sprache nie beherrschen. Er stirbt1794 in Kalkutta. „Indoeuropäer“,
„Arier“, „Rasse“ und „Hindu“ kommen bei Sir William nicht vor. Das 18.
Jahrhundert ist bald Geschichte.
Thomas
Babington Macaulay, später wie Robert Clive auch Lord, legt 1835 ein erstes schriftlich
dokumentiertes Programm für das kulturelle Klonen auf: „Wir kommen nun zu dem Kern der Angelegenheit. Wir haben Gelder, die
nach Regierungsrichtlinien für die intellektuelle Erweiterung der Leute im
Lande verwandt werden sollen. Die einfache Frage ist, wie kann dies am
brauchbarsten geschehen? (...) Dies
kann im Augenblick nur mittels einer Sprache geschehen, die nicht die
Muttersprache der Leute ist. Welche Sprache kann dies denn sein? Eine Hälfte
des Komitees ist überzeugt, Englisch muß sie sein. Die andere Hälfte empfiehlt
nachdrücklich Arabisch und Sanscrit. Die ganze Frage scheint mir zu sein,
welche Sprache ist es wirklich Wert, gelernt zu werden.
Ich habe kein Wissen, weder über Arabisch noch über
Sanscrit. – Aber ich habe getan, was ich tun konnte, um zu einer korrekten
Einschätzung dazu zu gelangen. Ich habe die berühmtesten Übersetzungen von Arabisch
und Sanscrit gelesen. (...) Ich bin
bereit, die Bewertung eines orientalistischen Lernens der Orientalisten
selbst zu akzeptieren. Ich habe keinen von denen gefunden, der leugnen würde,
daß ein einziges Regal einer guten europäischen Bibliothek wertvoller ist als
die ganze Literatur der Eingeborenen in Indien und in Arabien. Die immanente Überlegenheit
der westlichen Literatur ist, in der Tat, völlig akzeptiert. (...) In Indien ist Englisch die Sprache der
herrschenden Klasse ... von allen Fremdsprachen wird die englische Sprache für
die Eingeborenen am meistens brauchbar sein. (...) Wir sind nicht damit zufrieden, die Eingeborenen in dem Einfluß ihrer
eigenen vererbten Vorurteile zu belassen. ... es ist möglich aus den
Eingeborenen dieses Landes absolut gute englische Gelehrte zu machen. ... Wir
müssen im Augenblick alles tun, um eine Klasse zu formieren, die Vermittler
werden könnte zwischen uns und den Millionen von Menschen, über die wir
herrschen; eine Klasse von Personen, Inder in Blut und Farbe, aber englisch im
Geschmack, in den Meinungen, in den Moralvorstellungen und im Intellekt. Dieser
Klasse können wir es überlassen, die einheimischen Sprachen des Landes zu
verfeinern und mit wissenschaftlichen Begriffen, entliehen der westlichen Nomenklatur, anzureichern. Darüber
hinaus sie schrittweise mit geeigneten Medien auszustatten, damit sie der
großen Masse ihrer Bevölkerung Wissen vermitteln kann.“ In: (Speeches by
Lord Macaulay with his Minute on Indian Education), ausgewählt, mit einer
Einleitung und mit Anmerkungen durch G. M. Young, Oxford University Press,
London 1935, S. 359). „Indoeuropäer“, „Arier“, „Rasse“ und „Hindu“ kommen auch
bei Thomas Babington Macaulay nicht vor. Diese Begriffe sind noch nicht
kreiert.
Thomas
Babington Macaulay heuert im Dezember 1854 den Deutschen Friedrich Maximilian
Müller an, alte indische Texte im christlichen Geist zu übersetzen. Auch für
seine „neue Klasse“. Sie sollte es einfacher haben bei ihrer eventuellen
späteren Suche nach ihren Wurzeln. Die East India Company finanziert die
Übersetzung „alter Sanskrittexte“ aus ihrem kolonialen Gewinn. Keiner hat
bislang gefragt, warum die East India
Company die Übersetzung alter Sanskrittexte finanziert hat. Wer soll auch
fragen? Und wo es keine Fragen gibt, gibt es auch keine Antworten.
Zwischen
1835 und 1854 sind die „Indoeuropäer“ schon erfunden. Aber die „Arische Rasse“
noch nicht. Die East India Company überflutet den Markt mit Druckvorlagen
geliefert durch Friedrich Maximilian Müller als Max Müller. Mit indischen „Weisheiten“
und mit indischen „heiligen Texten“. Übersetzungen aus dem Sanskrit Original sollen
sie gewesen sein.
Friedrich
Maximilian Müller als Max Müller bringt den 3. Band „Rigveda“ (1856) und „Eine
Geschichte der altertümlichen Sanskritliteratur“ (1859) heraus. Und er will
auch das Lied über die „Arische Rasse“ in den Texten des Rigveda entdeckt
haben.
Nur, Friedrich
Maximilian Müller hatte nachweislich nie die Gelegenheit, Sanskrit zu lernen. Wann
und von wem auch? Er war nie in Bharatavarsa. Und die Veden, die er übersetzt
haben will, sind in der vedischen Sprache verfasst, nicht in Sanskrit. Diesen kleinen Unterschied entdeckt Theodor
Benfey erst 1874 als erster in
Europa. Diese Kunde der Entdeckung erreicht auch Friedrich Maximilian Müller.
Von 1878 an hat auch er denUnterschied zwischen Sanskrit und der
vedischen Sprache zugeben müssen. Ohne Kenntnis beider Sprachen, versteht sich.
Aber er
hatte eben eine Mission. Am 9. Dezember 1867 schrieb er seiner Frau Georgina: „Ich habe immer noch eine große Arbeit zu
tun, und habe oft das Gefühl, daß ich eine ganze Menge mehr getan haben könnte,
wenn ich das eine Ziel meines Lebens standhafter vor Augen gehabt hätte.
Manchmal wünsche ich mir, Du würdest mir mehr helfen, dieses zu tun, und darauf
bestehen, daß ich härter an den ‚Veden‘ arbeite, und an nichts anderem. Ich
hoffe, daß ich dieses Werk vollenden werde, und bin überzeugt, obwohl ich nicht
erleben werde, dieses zu sehen, daß diese meine Veröffentlichung und die
Übersetzung des ‚Veda‘ von jenem Zeitpunkt an großen Einfluß auf das Schicksal
Indiens und auf die Entwicklung von Millionen Seelen in jenem Land haben wird.
Es ist die Wurzel ihrer Religion, und ich bin sicher, ihnen zu zeigen, was
diese Wurzel ist, die der einzige Weg ist, um alles zu entwurzeln, was während
der letzten 3,000 Jahre daraus entsprungen ist. Wenn einem diese Gedanken durch
den Kopf gehen, bereut man die Stunden und Tage und Wochen, die man damit
verbracht hat, in anderer Leute Häusern zu verweilen, und man hat das Gefühl,
daß man sich mit den vielen Segnungen, die sich über einen ergossen haben, dazu
aufmachen sollte und das tun, was Gottes Werk sein könnte.“
Die „Übersetzungen“
von Friedrich Maximilian Müller als Max Müller zieren die Bibliotheken und gelten
noch heute. Unverändert. So lebt auch die „Entdeckung“ eines Lieds über die
„Arische Rasse“ in den Texten des Rigveda.
Und wie
gesagt: Alles was uns Wert ist, verdanken wir der „Arischen Rasse“.