VOR DEM BEGINN UND NACH DEM ENDE

Jenseits des UIniversums der Physik. Wiederentdeckung der Einsichten aus alter Zeit Von Rishi Kumar Mishra

Ins Deutsche Übertragen von Dr. Gisela Aich, Dr. Prodosh Aich und Aldo Stowasser

ZU DIESEM BUCH

Dieses Buch bietet eine seltene Gelegenheit die grundlegenden Geheimnisse des Universums zu ergründen. Es umfaßt eine Reihe von Aspekten des Werdens des Kosmos. Wie entstand er? Was wird mit ihm? Aus was ist er gemacht? Wer ist „Ich“, der individuelle Selbst? Welche Stellung nimmt „Ich“ im Universum ein? Fragen wie diese haben jeden von uns schon einmal geplagt. In den Veden stehen Antworten auf Fragen wie diese. Seit einigen Jahrhunderten sind die Veden vergessen geblieben.

Dieses Buch erforscht das vedische Wissen und versucht unverfälschte Wiedergabe der in den Veden enthaltenen Botschaften. Es erforscht die inhärente physikalische und supra–physikalische Wissen über die Funktionsweise des Kosmos. Es leitet ein in die vedische Arbeitsweise zur Erforschung des Kosmos. Die Ergebnisse führen uns jenseits des „Universums von Physik“, wie es durch Wissenschaftler unserer Tage beschrieben wird und leiten uns zu tiefer liegenden Schichten. Dieses Buch zielt auf alle nachdenkende Menschen.


Die RÜCKSEITE DES UMSCHLAGS, das VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE, das INHALTSVERZEICHNIS, die EINLEITUNG und die EINFÜHRUNG IN "VEDA" UND IN DIE VEDEN.

 

RÜCKSEITE DES UMSCHLAGS

Wann genau das Wissen über die Veden zu schwinden begann und sich die tiefe Bedeutung der Mantras verfinsterte, ist schwer zu sagen. Ein Großteil der wertvollen Literatur über die Veden und ihrer Nebenwerke wurde zerstört durch eine Serie von Invasionen in den letzten 1200 Jahre. Wiederholt wurden wertvoller Bücher geplündert und verbrannt sowie Zentren des Lernens zerstört. Gelehrte und andere Träger der Veden fielen einem großangelegten Genozid zum Opfer.

Hinzu kommt noch: britische und andere europäische „Gelehrte“ haben über die letzten 200 Jahre hin die Veden nachhaltig entstellt und diese entstellten Texte verbreitet. In der Einleitung wurde dies kurz erwähnt. Diese Entstellung beinhaltet auch willkürliche Datierungen der vedischen Literatur. Wichtiger noch: diese „Gelehrten“ interpretierten die Themen in diesen ältesten Niederschriften der intellektuellen Errungenschaften der Menschheit falsch. Ihre Übersetzungen der Veda Mantras sind ein Skandal monumentalen Ausmaßes.

Die East India Company bot zum Beispiel Max Müller großzügig Gelder, um eine Übersetzung des Rig Veda in Angriff zu nehmen. Ein neues spezialisiertes Fach, bekannt als „Indologie“, wurde geschaffen und entwickelte sich zu einem beliebten Studienfach sowohl zur Förderung der Tätigkeit christlicher Missionare als auch zur Konsolidierung der britischen Herrschaft über Indien.

 

VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE

Die deutsche Fassung ist keine Übersetzung im üblichen Sinne. Sie ist aus dem englischen Original ins Deutsche übertragen. Dabei ist die Struktur des Textes – Abschnitte, Kapitel, Absätze – voll berücksichtigt. Es gibt Umstellungen innerhalb des Absatzes. Der Stil des Autors ist weitestgehend berücksichtigt.

Alle Sanskritwörter sind durch das Kursive erkennbar. Diese nicht übersetzten Wörter sollen ständig signalisieren, das sie nicht ohne Verzerrung übersetzbar sind. Die Bedeutung dieser Wörter ist im Text entsprechend erläutert bzw. umschrieben worden. Es könnte möglich sein, für die erläuterten vedischen Begriffe auf Englisch oder in einer anderen Sprache durchaus zusammenfassende Begriffe zu erfinden. Nur dürfen diese nicht schon belastet sein mit früherem Sinngehalt.

Die deutsche Fassung enthält kein Glossar und keinen Index. Wir sind der Überzeugung, daß sich das vorliegende Buch nicht schnell bzw. diagonal lesen läßt. Deshalb hat sowohl ein Glossar wie auch ein Index keine Funktion. Nicht nur diese Auslassung, sondern alle vom Original abweichende Organisation des Textes, ist mit der Zustimmung des Autors geschehen. Die Fußnoten sind stets unten auf der Seite. Wir finden keinen einleuchtenden Sinn, die Fußnoten am Ende zu plazieren. Zentrale vedische Begriffe, die nach einer Weile wiederauftauchen, sind in Klammern mit einer „Erinnerungsstütze“ auf Deutsch versehen.

Sanskrit kennt den Bindestrich zwischen Wörtern nicht. Die Wörter, die nebeneinander verbunden im Satz den Sinn geben, werden, wo immer möglich, miteinander verschmolzen. Wenn aber zwei oder mehrere Sanskritwörter nebeneinander stehen, die nicht miteinander verschmolzen werden können, diese Reihenfolge aber den Sinn ausmacht, bleiben sie ohne Bindestriche. Das Geschlecht solcher Kombination wird nach dem des letzten Wortes bestimmt. Beispiel: Veda Mantra. Veda ist männlich und Mantra ist sächlich. Die Kombination heißt. Das Veda Mantra. Die Hauptwörter in Sanskrit sind hier doch mit einem in Sanskrit unüblichem Artikel versehen und zwar nach dem Geschlecht.

Sanskrit hat nie Großbuchstaben gebraucht. Auch nicht am Satzanfang, der auch ohne Großbuchstabe eindeutig ist. Um das Lesen nicht zu erschweren, beginnen die Sanskrithauptwörter mit dem Großbuchstaben in den lateinischen Buchstaben.

 

INHALTSVERZEICHNIS

I N H A L T

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Ein persönliches Wort des Autors 12

Die Anmerkung des Autors zur Transkription und Aussprache 15

Hinweise für die Aussprache der Sanskritwörter im Text 16


ERSTER ABSCHNITT

Einleitung 17


ZWEITER ABSCHNITT

Einführung in „Veda“ und in die Veden 34

KAPITEL EINS: Die Veden: Ein Prolog 35


DRITTER ABSCHNITT

Jenseits des Universums der Physik 46

KAPITEL ZWEI: Der Beginn der Reise 47

KAPITEL DREI: Prajapati: Das Erste Individuum 70

KAPITEL VIER: Jeeva, Ishwara und Parmeshwara 80

KAPITEL FÜNF: Jajnya: Deutung und Bedeutung 92

KAPITEL SECHS: Wer ist das „Ich“? 118

KAPITEL SIEBEN: Das Universum: Innen und Außen 128

KAPITEL ACHT: Im Inneren des supraphysikalischen Universums 150

KAPITEL NEUN: Das Raum–Zeit–Kontinuum 165


VIERTER ABSCHNITT

Die Seherwissenschaftler und die Götter 193

KAPITEL ZEHN: Gott, Götter und Göttinnen 194

KAPITEL ELF: Reiner Verstand und absolutes Bewußtsein 206

KAPITEL ZWÖLF: Vishnu und seine tausend Namen 231

KAPITEL DREIZEHN: Indra und Vishnu: Zwei kämpfende „Götter“ 245


FÜNFTER aBSCHNITT

Vedische Einsichten und ihre praktischen Anwendungen 252

KAPITEL VIERZEHN: Bändigung unseres ungenutzten Potentials 253

KAPITEL FÜNFZEHN: Ayurveda: Die Wissenschaft von Gesundheit und langem Leben 278


SECHSTER ABSCHNITT

Instrumente des Lernens 298

KAPITEL SECHSZEHN: Definitionen, Begriffe und Metaphern 299

KAPITEL SIEBZEHN: Das Wort und die Bedeutung 327

KAPITEL ACHTZEHN: Die Sprache und die Seher- wissenschaftler in den Veden 342

KAPITEL NEUNZEHN: Methoden der Analyse 356


SIEBTER ABSCHNITT

Die Entstellung der Bedeutung 373

KAPITEL ZWANZIG: Die Veden: Entstellung und falsche Darstellung 374


ACHTER ABSCHNITT

Vor dem Anfang und nach dem Ende 386

Gedanken 387


NEUNTER ABSCHNITT

A N H Ä N G E 393

ANHANG EINS: Auszüge aus Vedic Aryans and the Origins of Civilization (Die vedischen Arier und die Ursprünge der Zivilisation) von Navaratna S. Rajaram und David Frawley 394

ANHANG ZWEI: Das Gefühl von Macht – Eine Kurzgeschichte von Isaac Asimov 413

BIBLIOGRAPHIE 418

ÜBER DEN AUTOR 422

 

EINLEITUNG

SICH WUNDERN UND FRAGEN IST ALLGEMEIN MENSCHLICH. Die wenige Jahrhunderte alte Geschichte der modernen Wissenschaft ist angefüllt von faszinierenden und kreativen Antworten auf diese ununterdrückbaren Antriebe. Einige der spektakulärsten Errungenschaften wurden im Laufe des letzten Jahrhunderts erzielt. Während dieses kurzen Zeitraums der Menschheitsgeschichte enträtselten die Wissenschaftler ein Geheimnis der Natur nach dem anderen. Mit der Vermehrung der menschlichen Werkzeuge zur Beobachtung und zur Forschung, stieg die Zuversicht, daß die Menschen das Zeitalter der Spekulation, der Mutmaßungen und des Aberglaubens hinter sich gelassen hätten. Aufgeregte Begeisterung machte sich breit. Man glaubte einen zuverlässigen und sicheren Weg finden zu können, der den menschlichen Intellekt in die Lage versetzen würde, auf alle Geheimnisse der Natur eine Antwort zu finden.

Sir Isaac Newtons Entdeckung der drei berühmten Gesetze verfestigte die Überzeugung, daß die Menschheit letztlich über die Natur triumphieren würde. Für Newton waren Zeit und Raum absolut, d.h. im ganzen Universum gleich, und unveränderbar oder unverändert. Seit seiner Zeit war das Fortschreiten der Wissenschaft unaufhaltsam und für die nachfolgenden Generationen berauschend. Dieser Zeitabschnitt kann zweifelsohne große Leistungen für sich in Anspruch nehmen. Früher als Träume und Phantasien eingestufte Ideen wurden zur Wirklichkeit. Wissenschaft und Technologie haben die Fähigkeit des Menschen, Güter und Dienstleistungen zu erzeugen und sie zum eigenen Nutzen bzw. Genuß zu verwenden enorm erweitert. Gleichzeitig hat aber auch das menschliche Vermögen zu zerstören und zu vernichten in erschreckendem Maße zugenommen. Die moderne Wissenschaft hat zugleich den unbarmherzigen Drang des Menschen verstärkt, seine Herrschaft über die Natur zu errichten.

Trotz dieser beeindruckenden Leistung hat sich weltweit ein beharrliches Unbehagen ausgebreitet. Die unmißverständlichen Beweise von „Fortschritt“ können ein nagendes Gefühl nicht verhindern, daß doch irgend etwas Kritisches fehlt. Dieser kritische Faktor ist das Glück. Letzten Endes hat das gesamte menschliche Streben nur ein Ziel: Glück und Frieden zu sichern; doch dieses Ziel weicht der Menschheit immer wieder aus, mit der Folge eines Gefühls der Unruhe, welches weit über die Grenzen von Kontinenten und Zivilisationen hinaus gemeinsam empfunden wird.

Diese Gefühle von Pein und Zorn werden von Paul Feyerabend in Farewell to Reason kraftvoll artikuliert: „Ich sage, daß Auschwitz eine extreme Äußerung einer Haltung ist, die immer noch in unserer Mitte gedeiht. ... Sie offenbart sich in der nuklearen Drohung, in der ständigen Zunahme von Zahl und Stärke tödlicher Waffen und in der Bereitschaft einiger sogenannter Patrioten einen Krieg anzufangen, der den Holocaust zur Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpfen lassen würde. Sie zeigt sich in der Tötung von Natur und von ‚primitiven‘ Kulturen, ohne daß der geringste Gedanke an jene verschwendet würde, denen so der Sinn des Lebens entzogen wird, in der kolossalen Einbildung unserer Intellektuellen, in ihrem Glauben, daß sie genau wissen, was die Menschheit braucht und in ihren unermüdlichen Anstrengungen, Menschen nach dem eigenen erbärmlichen Ebenbild neu zu schaffen; im kindlichen Größenwahnsinn einiger unserer Ärzte, die ihre Patienten durch Angst erpressen, sie verstümmeln und dann mit hohen Rechnungen verfolgen; in der Gefühllosigkeit vieler sogenannter Forscher der Wahrheit, die systematisch Tiere quälen, ihren Verdruß studieren und für ihre Grausamkeit Preise erhalten.“

Oft fragen sich die Menschen, ob die Konflikte oder die Unruhe in und unter Nationen, Gemeinschaften und Individuen nicht in unmittelbarem Verhältnis zu der von Wissenschaft und Technologie herbeigeführten Zunahme an „Wohltaten“ stehen. Je eifriger Männer und Frauen dem Glück in ihrem persönlichen Leben und in der Außenwelt nachjagen, um so weiter scheint sich das Ziel von ihnen zu entfernen. Das hat weit verbreitete Frustration bei den Einzelnen verursacht, sogar in den wohlhabendsten Gesellschaften. Ein wachsendes Gefühl der Bestürzung bewegt immer wieder empfindsame Gemüter, und die Auswirkungen dieser beunruhigenden Lage der Dinge sind überall sichtbar.

Auf einer anderen Ebene hat die zuversichtliche Annahme, daß die Physik die Menschheit letztendlich in die Lage versetzen würde, die Ursprünge des Universums zu entdecken, die Gegenwart zu prägen und die Zukunft zu erkennen, durch die Arbeit von Albert Einstein einige Erschütterungen erlitten. Seine Relativitätstheorie hat die Welt der Newton’schen Physik auf den Kopf gestellt. Newton hatte uns versichert, daß Raum und Zeit absolut sind; der Raum teilt die Gegenstände und die Zeit trennt die Ereignisse. Er behauptete, daß Raum und Zeit für jeden Betrachter auf der Welt die gleiche Bedeutung hätten – und immer haben würden.

Im Gegensatz dazu stellte Einstein fest, daß sich Raum und Zeit unterschiedlichen Beobachtern in unterschiedlicher Weise offenbaren. Seine Relativitätstheorie bewies nicht nur, daß Raum und Zeit relativ sind, sondern stellte auch die Frage, ob absolutes Wissen überhaupt erreichbar sei. Laut Einstein: „Raum und Zeit sind freie Schöpfungen menschlicher Intelligenz, Werkzeuge des Gedankens“. Seine Theorie besagt, daß ein Stab beim Messen durch unterschiedliche Betrachter unterschiedliche Längen zeigen wird. Einstein entdeckte auch, daß Materie (Masse) und Energie ein und dasselbe sind und in einander verwandelbar. Er behauptete, daß obwohl Materie geformt und Energie unsichtbar und fein ist, die beiden unter einander austauschbar sind.

Die Vorstellung von Raum veränderte sich ebenfalls dramatisch. 1934 stellte Einstein in einem Artikel fest , daß der Raum bislang als der Abstand zwischen zwei festen Körpern definiert wurde. Nach René Descartes ist der Raum überall und Gegenstände sind als im Raum befindlich zu betrachten. Aber auch diese Auffassung ist einer Wandlung unterlegen. Der Raum wird nicht mehr als ein Behälter von Gegenständen angesehen; alle Materie ist ein Zustand des Raumes und von diesem nicht getrennt.

Einsteins Relativitätstheorie verbietet die Übertragung von Materie oder sogar von Information schneller als mit Lichtgeschwindigkeit. Die Quantenmechanik bestimmt, daß unsere Kenntnis der subatomischen Welt immer leicht verschwommen sein wird. Die Chaostheorie bestätigt, daß wir auch ohne die Unbestimmtheit der Quanten nicht in der Lage sein würden, viele Phänomene vorherzusagen. Der Lehrsatz der Unvollständigkeit von Kurt Godel versagt uns die Möglichkeit, eine vollständige, folgerichtige, mathematische Beschreibung der Wirklichkeit zu erstellen. Gewisse Felder der Wissenschaft sind einfach durch die Begrenztheit ihres Gegenstandes eingeschränkt. Niemand würde, zum Beispiel, die humane Anatomie oder die Geographie als unendliche Forschungsfelder betrachten. Auch die Chemie ist begrenzt. Viele Chemiker meinen, daß das Ziel, die Grundsätze des Verhaltens der Moleküle zu verstehen, erst in den 30er Jahren erreicht wurde, als Linus Pauling das Verstehen aller chemischen Interaktionen mittels Quantenmechanik nachwies.

Wenn die Wissenschaft auf dem Gipfel ihrer Kraft zu sein scheint, triumphierend und mächtig, dann könnte dies auch ihr nahender Tod sein. „Das Schwindel erregende Tempo, mit dem sich der Fortschritt gegenwärtig entwickelt,“ schrieb Gunther Stent in The Coming of the Golden Age, „läßt es in der Tat als sehr wahrscheinlich annehmen, daß der Fortschritt bald zu einem Stillstand kommen muß, vielleicht zu unseren Lebzeiten, vielleicht in einer oder zwei Generationen.“

Auf seinem eigenen Gebiet behauptet Stent, daß die Entdeckung der Struktur der Doppelspirale des DNA in 1953 und die darauf folgende Entschlüsselung des genetischen Codes, der Information von einer Generation auf die nächste überträgt, den Biologen nur drei weitere größere Forschungsfragen übrig lassen würde: wie begann das Leben, wie entwickelt sich eine einzelne befruchtete Zelle zu einem mehrzelligen Organismus und wie verarbeitet das zentrale Nervensystem Information. Er meint, daß mit dem Erreichen dieser Ziele die Grundaufgabe der reinen Biologie erfüllt sein würde. Auf dem Gebiet der Physik, behauptet er, würde die Gesellschaft so lange die Forschung unterstützen, wie sie das Potential behält, wirksame neue Technologien zu erfinden. Würde aber die Physik unpraktisch oder auch unverständlich werden, würde die Gesellschaft dann mit Sicherheit ihre Unterstützung zurücknehmen.

Darüber hinaus hat die reine Wissenschaft einige ziemlich große Fragen unbeantwortet gelassen. Wie wurde unser Universum wirklich erschaffen, und was wird aus ihm werden? Könnte es sein, daß unser Universum nur eines von einer unendlichen Zahl von Universen ist? Wie unvermeidlich war das Entstehen von Leben und Organismen – intelligent genug, um Wissenschaft zu erschaffen? Beherbergt das Universum andere intelligente Lebensformen? Hinter all diesen Rätseln lauert – so wie ein Schauspieler, der in einem Stück alle Rollen spielt – das größte Geheimnis: warum gibt es irgend etwas, anstatt nichts?

In den späten 80er Jahren erklärte Stephen Hawkins, daß die Physik an der Schwelle einer einheitlichen Theorie stehe, wie auch einer kurzen Beschreibung aller grundlegenden Kräfte der Natur und eines möglichen Schlüssels zum Verständnis der Ursprünge des Universums. Bereits 1988 erreichte seine Zuversicht die schwindelige Höhe der Spekulation, daß eine einheitliche Theorie die Wissenschaft zum ultimativen Triumph verhelfen würde, nämlich „das Wesen Gottes zu erkennen“.

Diese steigende Flut der Zuversicht hat sich aber etwas abgeflacht. Aufmerksame Betrachter haben bereits begonnen zu fühlen, daß „weltbewegende Begriffe wie Evolution, Relativität und Quantenmechanik hinter uns liegen und die Ära der wissenschaftlichen Entdeckung jener der schrumpfenden Erträge weichen muß“. Und weiter: „In Anbetracht dessen, wie weit die Wissenschaft bereits gekommen ist, und unter Berücksichtigung der physikalischen, gesellschaftlichen und kognitiven Grenzen, welche die weitere Forschung einschränken, ist es unwahrscheinlich, daß die Wissenschaft noch irgendwelche signifikanten Zuwächse zu bereits gewonnenen Erkenntnissen wird verzeichnen können. Es wird in der Zukunft keine großen Offenbarungen geben, die vergleichbar mit jenen von Darwin oder Einstein oder Watson oder Crick wären.“

Das Prinzip der Ungewißheit ist die letzte Entwicklung, die der früheren Zuversicht in die allmächtige Natur der modernen Wissenschaft einen Schlag versetzt hat. Das allgemeine Prinzip der Ungewißheit besagt, daß man nicht beides, Position und Triebkraft eines Teilchens, zur gleichen Zeit mit verhältnismäßiger Genauigkeit messen kann. Was immer man zum Messen einer Eigenschaft eines Teilchens benutzt, wird dieses unausweichlich das Teilchen selbst und seine anderen Eigenschaften verändern. Die Grundlage dieses Prinzips, behaupten Wissenschaftler, macht die Natur des Universums ungewiß und unvorhersehbar. Im wesentlichen ist es ein viel tiefer verwurzeltes Prinzip. Die Existenz rein wahrscheinlicher Ereignisse in der Natur bestätigt die unendlichen Möglichkeiten des Universums. Es wurde gesagt, daß: „In der Tat müssen die Physikbücher neu geschrieben und die Welt, in der wir leben, unter einer neuen Sicht betrachtet werden.“

Das Erkennen dieses Prinzips hat uns jenseits der Netwon’schen Mechanik in ein Reich unendlicher Möglichkeiten und neuer Wahrheiten geführt. Viele Hochenergie–Physiker lenken unsere Aufmerksamkeit auf die außerordentliche Beschaffenheit des subatomischen Bereichs und auf die Tatsache, daß dieser Bereich keiner unserer gängigen Vorstellungen entspricht. Sie weisen darauf hin, daß die Relativität in das Reich des Alltags noch nicht eingedrungen ist. „Wie viele unter uns können tatsächlich akzeptieren, daß unsere Lineale um so mehr schrumpfen und unsere Uhren um so langsamer gehen, je schneller wir uns bewegen?“

Praktiker der modernen Wissenschaft beobachten mit erheblicher Sorge, daß „sich mächtige gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Kräfte derzeit dieser Vision von grenzenlosem wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt widersetzen. Der kalte Krieg, welcher der Grundlagenforschung in den Vereinigten Staaten und in der Sowjetunion erheblichen Schwung verliehen hatte, ist vorbei; die Vereinigten Staaten und die früheren Sowjetrepubliken haben viel weniger Anreiz, Weltraumstationen und gigantische Beschleuniger zu bauen, nur um ihre Macht zu demonstrieren. Die Gesellschaft ist auch in zunehmendem Maße empfindlich für die schädlichen Folgen von Wissenschaft und Technologie, wie Umweltverschmutzung, nuklearer Kontamination und Massenvernichtungswaffen.“ In einer Ausgabe aus dem Jahre 1979 der Quarterly Review of Biology legte der herausragende Biologe Bentley Glass (ehemals Präsident der American Association for the Advancement of Science) Beweise vor, um seine Ansicht zu untermauern, daß die Wissenschaft im Begriffe war, ihren Höhepunkt zu erreichen. Seine Analyse zeigte, daß biologische Entdeckungen mit dem exponentiellen Zuwachs an Forschern und Geldmitteln nicht Schritt gehalten hatten: „Wir waren so beeindruckt von der unleugbaren Beschleunigung des Anteils an herrlichen Ergebnissen, daß wir kaum wahrgenommen haben, daß wir uns tief in einer Ära fallender Erträge befinden.“ 11

Würde die Wissenschaft im gleichen Ausmaß wie im zwanzigsten Jahrhundert weiter wachsen, hebt Glass hervor, hätte sie das gesamte Budget der industrialisierten Welt bald aufgebraucht: „Ich denke, daß es für alle ziemlich klar ist, daß die Finanzierung für die wissenschaftliche Forschung, für die Grundlagenforschung, gebremst werden muß.“ Diese Verlangsamung, bemerkt er, veranlaßte offenbar den US Kongreß 1993, die Arbeit mit dem superleitenden Riesenbeschleuniger zu beenden, von dem die Physiker erhofft hatten, er würde sie jenseits von Quarks und Elektronen in einen tieferen Bereich des Mikrokosmos führen, und das Ganze für läppische 8 Mrd. US $. Verständlicherweise sind die meisten Wissenschaftler – anders als Glass – abgeneigt, öffentlich zuzugeben, daß sie in eine Ära der fallenden Erträge eingetreten sind.

Der Standpunkt von Thomas Kuhn bestätigt jedoch die von Glass gemachten Beobachtungen. In The Structure of Scientific Revolution, eine der einflußreichsten Abhandlungen, die je darüber geschrieben wurden, wie die Wissenschaft fortschreitet (oder nicht), ist Kuhn der Meinung, daß „Wissenschaftler keinen weiteren Vorstoß erzielen können, selbst wenn die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stünden.“12 Kuhn „erkannte, daß die ultimative Kenntnis der Realität nicht erreichbar ist, und daß jeder Versuch, sie zu beschreiben, sie ebenso verdunkelt wie beleuchtet.“13

Die Welt der Wissenschaft nimmt zunehmend die Sprache der Metaphysik in Anspruch. Hervorragende Wissenschaftler spüren, daß sie noch nicht mit der ultimativen Realität in Berührung gekommen sind. Giganten im Bereich der Quantentheorie haben Aufsätze geschrieben mit Titeln wie „Die geheimnisvolle Vision“ (Sir James Means) und „Die mystische Vision“ (Erwin Schrodinger). Den Gebrauch der Sprache der Mystik begründen die Physiker damit, daß unsere gebräuchliche Sprache die Ereignisse nicht erfassen könne, die sie im Teilchenbeschleuniger beobachten. Es ist beispielsweise Fakt, daß in unserer Sprache nichts dem Prinzip der Komplementarität entsprechen würde: wie kann etwas gleichzeitig eine Welle und ein Teilchen sein?

Wir können also beobachten, daß dieses ein eindeutig herausfordernder Übergangspunkt in der menschlichen Geschichte ist. Die Menschen können sich nicht still damit abfinden, daß wir bei unserer Suche nach der ultimativen Wirklichkeit unserer Existenz an das Ende einer Sackgasse gelangt sind. Eine kreative Antwort auf diese Herausforderung könnte eine völlig neue Ära einleiten, in der die Suche nach Wissen und das Streben nach Frieden, Harmonie und Glück eng miteinander verwoben werden könnten. Ein Durchbruch würde die Menschheit von jener frustrierenden Situation befreien, in der jede Problemlösung neue Probleme hervorbringt. Wir sind in diesen Stillstand geraten, weil das umfangreiche Potential zur Erkennung tiefer Wahrheiten bisher noch nicht ausgeschöpft wurde, das im vergessenen Labyrinth der Geschichte verborgen ist.

In übermäßiger Ehrfurcht vor dem betörenden Fortschritt der modernen Wissenschaft, dramatisch symbolisiert durch den Flug des Menschen von der Erde in den Weltraum und zu entfernten Planeten, haben wir irgendwie die ermunternden Ergebnisse der einschneidenden Forschungen der früheren Zeiten unserer Geschichte außer Acht gelassen. Diese schließen ein, die Erforschung der Geheimnisse der Natur und der Vorgänge und Kräfte, die Neues schaffen, zu erhalten und uns denen letztendlich unterzuordnen. Wir haben auch die Gesetze der Natur ignoriert. Leben nach diesen Gesetzen hätte Harmonie unter den Menschen und zwischen den Menschen und der Natur gesichert.

Diese Geheimnisse wurden vor mehreren Jahrtausenden enträtselt und einige der ewigen Gesetze der Natur entdeckt und von Generation zu Generation zum Wohle aller weitergegeben. Im Verlauf der Zeit verlor die Menschheit den großen Pfad wissenschaftlicher Entdeckung und tiefer Kenntnisse, der von den großen Wissenschaftlern der Saraswati–Zivilisation gebahnt worden war. Diese Zivilisation blühte an den Ufern des gigantischen Flusses Saraswati, der als Folge einer lang andauernden Dürreperiode und von Naturkatastrophen austrocknete und im Untergrund verschwand. Das Leben dort hörte auf durch eine massive Umsiedlung der Bewohner.

Die Gesellschaft im Saraswati-Becken erfreute sich einer üppigen Kultur. Große Geister verschrieben sich dem Streben nach dem Wissen, insbesondere in bezug auf die grundsätzlichen Fragen zur Entstehung des Universums und auf die Gesetze, die es beherrschen. Die mit dieser Suche befaßten Männer und Frauen waren die größten Wissenschaftler ihrer Zeit. Sie wurden als „Seher“ verehrt, weil ihre Einsicht und ihr Scharfsinn sie in die Lage versetzten, die Wirklichkeit des Wirkens des Kosmos zu „sehen.“ Diese Seherwissenschaftler vererbten der Nachwelt einen unschätzbaren Nachlaß von Wissen und Einsichten, in dem sich Theorie mit sorgfältig ersonnenen Lebensweisen und Übungen verschmolz. Diese kostbare Erbschaft war später für uns verloren.

Was verursachte diese schwere Tragödie in der Geschichte der Menschheit? Eine vollständige Antwort würde kollektive Anstrengungen einer großen Zahl von Forschern in verschiedenen Disziplinen über einen ziemlich langen Zeitraum erforderlich machen. Wir haben bewußt vermieden, diesen Aspekt in Einzelheiten zu untersuchen, weil so ein Unterfangen zu diesem Zeitpunkt die Aufmerksamkeit von der zentralen Zielsetzung des vorliegenden Werkes abgelenkt hätte – die darin besteht, den Lesern einen Schimmer von den vergessenen Einblicken zu vermitteln, die in den Texten, bekannt als die Veden, enthalten sind. Sie sind die ältesten Aufzeichnungen der menschlichen Erforschung in die Geheimnisse des Universums.

Diese alten Texte mit profunden Gedanken und tiefschürfenden Darstellungen haben im Lauf der Geschichte schwerwiegende und dauerhafte Entstellungen erlitten. Das falsche Verständnis des einzigen Wortes „Veda“ hat den Zugang zu dem in den Texten enthaltenen kostbarem Wissen arg gehemmt. Ein eigenes Kapitel ist der Bedeutung dieses Wortes „Veda“, dem ursprünglichen Faktor im Prozeß des Werdens, gewidmet.14

Das Wissen in seiner Gesamtheit ist als Veda Shastra bekannt und dringt in die fundamentalen Geheimnisse unseres Universums ein. Es besteht aus vier Haupt– und sechs Hilfstexten. Die vedischen Seherwissenschaftler liefern uns in strenger methodischer Untersuchung und Auswertung gewonnene Antworten auf Fragen wie: Wie entstand der Kosmos und was ist seine Zukunft? Woraus besteht er? Wer ist das „Ich“, die eigene Individualität? Welcher ist sein Platz im Universum?

Diese Antworten befriedigen das tief empfundene Bedürfnis der Menschen, die Natur und den Sinn des Lebens auf der Erde zu verstehen. Sie erklären, was die Existenz des Kosmos im Gang hält und was geschehen wird, nachdem er aufhört zu existieren. Sie enträtseln das Verhältnis zwischen Ursachen und ihren Auswirkungen, und zwischen menschlichen Handlungen und deren Folgen. Sie erklären, wie Energie die Grundlage zur Materie legt und wie Materie letztendlich in Energie umgewandelt wird. Sie identifizieren die Natur und den Ursprung der Ignoranz und liefern uns die Mittel, sie zu beseitigen. Sie erklären die Prinzipien, die Prozesse und die Faktoren des Werdens im Mikrokosmos wie auch im Makrokosmos, von all dem, was entsteht. Sie analysieren was das menschliche Wesen ausmacht und wie es sich von den anderen Gattungen unterscheidet und in welcher Hinsicht es sich nicht unterscheidet.

Auf diese Art führen sie uns Schritt für Schritt vom Groben zum Feinen, vom Körper zum Verstand und dann zum Intellekt, und erklären dabei die Grundlage, auf der alle drei funktionieren. Sie vermitteln uns eine tiefe Einsicht in die Eigenschaften, Fähigkeiten und charakteristischen Merkmale von Dingen und Wesen. Sie legen die inneren Eigenschaften eines Individuums offen und erklären ihr Zusammenwirken. Sie erklären die wirkliche Bedeutung von Zeit, Raum und Richtung und deren Verhältnis zueinander. Sie offenbaren uns die Natur und deren ständige Veränderungen und führen uns gleichzeitig zu der unveränderlichen Grundlage, auf der diese Veränderungen vorkommen. Es ist wie wenn der Vorhang aufgeht und wir die feste und unbewegliche Bühne sehen, auf der ein ewiger Tanz aufgeführt wird. Sie zeigen die Bedeutung dieser Einsichten für das Leben auf, indem sie diese mit Dharma (nicht übersetzbar, wird später erläutert) zu einem komplizierten Wandteppich aus Ethik, Pflichten, Funktionen und Richtlinien verweben.

Ein gesondertes Kapitel gibt in groben Umrissen einen Gesamtüberblick der Vedischen Literatur und führt in das Wissen im Veda Shastra.15 An dieser Stelle ist jedoch eine kurze Einführung in das geläufige Verständnis der Veden angebracht, um die raison d‘ être für das vorliegende Werk herauszuheben. Die nun folgenden Ansichten unterscheiden sich grundsätzlich von jener Interpretation der Veden durch westliche Experten, ganz besonders der britischen und deutschen „Indologen“, die diese Texte übersetzt, interpretiert und kommentiert haben. Das vorliegende Buch erschließt auch neue Grundlagen in einigen wichtigen Aspekten, die sich auch von der traditionellen Forschung in Indien unterscheiden.

Die betrübliche Geschichte der fortgesetzten und weit verbreiteten Entstellung der Veden erstreckt sich über einen langen Zeitraum, insbesondere über die letzten 200 Jahre. Sie wird in einem eigenen Kapitel in aller Kürze erzählt.16 Die notwendige Debatte darüber ist von großer Bedeutung, steht aber nicht im Mittelpunkt dieses Werkes. Sie muß anderen Historikern, Forschern der Veden und Experten überlassen bleiben. Wir haben unsere Kommentare auf einige Aspekte der Entstellung beschränkt, von „Experten“ verursacht, die sich im Westen als Pioniere des Studiums des Sanskrits und der Veden hervortaten. Diese haben die Entstehung der Veden willkürlich datiert und Verwirrung über den Inhalt vieler vedischen Texte geschaffen.

Einige offenkundig lächerliche Fehlinterpretationen wurden als Übersetzung der Original–Sanskrit–Texte ausgegeben. Sie verursachten schwerwiegende Mißverständnisse über die Veden und unterdrückten ihre tatsächliche Bedeutung. Eine so sorgfältig ausgeführte Fälschung der alten Geschichte Indiens beraubte die Menschheit der wissenschaftlichen Einsichten in den Veden, von sonstigen Folgen abgesehen. Die Entstellungen waren das Ergebnis zweier leicht erkennbarer Motive: erstens, den Interessen des britischen Kolonialismus zu dienen und zweitens den Bekehrungseifer der christlichen Missionare zu unterstützen.

Einige Gelehrte wurden beauftragt, die Sprachen, die Geschichte, die Religion und das Leben der Inder zu studieren. Die East India Company bot zum Beispiel Max Müller großzügige Gelder, damit er eine Übersetzung des Rig Veda in Angriff nehmen sollte. Ein neues spezialisiertes Fach, bekannt als „Indologie“, wurde geschaffen und entwickelte sich zu einem beliebten Studienfach zur Förderung der Tätigkeit christlicher Missionare als auch zur Konsolidierung der britischen Herrschaft über Indien.

Max Müller stellte drei Behauptungen auf – planvolle Behauptungen: 1. Der Rig Veda, der Älteste der Veden, wurde um 1200 v. Chr. verfaßt, 2. der Rig Veda ist das Werk von Ariern und 3. die Arier waren eine Rasse von Menschen, die in Indien einfielen und die einheimische Bevölkerung unterwarfen. Inzwischen liegen überwältigende Beweise vor, daß alle drei dieser Prämissen völlig unhaltbar sind. Aber diese Falschbehauptungen haben heute noch beherrschenden Einfluß, so tief waren sie eingeschlagen, so tief wurden sie durch beharrlich eingesetzte Interessen unterstützt.

Die Meinung gewinnt zunehmend an Boden, daß die Übersetzungen und Interpretationen der von dieser Schule der Indologie beeinflußten „Gelehrten“ unglaubwürdig sind. Versuche, über das Leben anderer Leute zu berichten, enden häufig in Entstellung und Fehlinterpretation, wenn man das Fremde überhaupt nicht verstehen will. Leider war die Zielsetzung dieser „Gelehrten“ von Anfang an zweifelhaft, da sie darauf aus waren zu beweisen, daß diese „religiösen“ Texte voll irrationaler Glaubenssätze und sinnlosem Geschwätz waren. Tatsächlich haben diese Texte mit Religion, wie sie in der englischen Sprache definiert und verstanden wird, nichts zu tun. Wir werden uns mit dieser Angelegenheit etwas detailliert im letzten Abschnitt dieses Buches befassen.

Wir müssen einen weiteren Grund für die Entstellung erwähnen, um das Bild in diesem Zusammenhang zu vervollständigen. Dem hohen Respekt indischer Gelehrten für die Veden zum Trotz, neigen die meisten dazu, die Veden lediglich als eine Zusammenfassung religiöser Riten, Rituale oder Abhandlungen über Philosophie und Spiritualität zu halten. Diese Gelehrten haben ohne Zweifel einen enormen Beitrag zur Erhaltung dieser Texte geleistet, die während der langen Zeit der politischen Fremdbesatzung und der kulturellen Unterdrückung vor der Vernichtung standen. Sie hielten inmitten der schlimmsten Formen der Verfolgung und Belästigung die Tradition des Studiums der Veden aufrecht. Oft waren sie der Lächerlichkeit preisgegeben, in Armut und persönliche Gefahr gezwängt. Sogar unter diesen Widrigkeiten ließen sie nicht zu, daß das Licht erlosch. Dafür verdienen sie unseren ewigen Dank. Es bleibt aber die unglückliche Tatsache, daß sie und ihre Gelehrtenschulen die wissenschaftlichen Einsichten in den Veden durch ihr eifriges Verblendetsein durch Philosophie, Dichtung und Literatur in Sanskrit verdeckt haben.

Die Veden sind nicht bloße Übungen in Metaphysik, Philosophie oder Esoterik. Das wird durch die Tatsache offenbart, daß dieses Kompendium an Wissen zahlreiche Nebenabschnitte von beachtenswerter praktischer Bedeutung enthält und zu ihrer Entwicklung geführt hat. Diese Nebenabschnitte schließen Gegenstände ein wie Anatomie und Medizin, Architektur und Städteplanung, Meteorologie und Astronomie, Sprache und Linguistik, Musik und Tanz, Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft, Sozialwissenschaft und Rechtswissenschaft, Psychologie und Physiologie.

Diese Zweige angewandter Wissenschaft dienten über Tausende von Jahren einem der ältesten Völker mit einer hochentwickelten Zivilisation und Kultur. Menschen auf der ganzen Welt wenden sich jetzt diesen alten Quellen menschlichen Wissens für die Lösung von Problemen auf so unterschiedlichen Feldern wie Gesundheitspflege und Firmenmanagement zu.

Die Veden sind Abhandlungen über Vidya oder Vijnana. Beide Ausdrücke wurden mit dem Wort „Wissenschaft“ übersetzt. Allerdings muß man wissen, daß sich die Wissenschaft der Veden von der modernen Wissenschaft sehr stark unterscheidet. Die Veda Vidya befaßt sich mit Faktoren, Prinzipien und Vorgängen, die hinter natürlichen Erscheinungen liegen. Einige wohlmeinende Gelehrte der Veden haben versucht zu „beweisen“, daß die Errungenschaften der modernen Wissenschaft nichts Neues sind, und daß jüngste Fortschritte bereits in der Vedischen Zeit bekannt waren. Das ist nicht unser Anliegen.

Was die Veden beinhalten ist eine andere Art von Wissen – nämlich Kenntnisse der supraphysikalischen Welt, die mit unserer Welt engst verbunden ist, weil sich das physikalische Universum aus ihr entwickelt und ein wesentlicher Bestandteil von ihr ist. Diese Bücher legen das Fundament für ein in die Tiefe gehendes Studium der Gesetze der supraphysikalischen Kräfte und verhelfen einem ernsthaften Forscher zur Erkenntnis darüber wie diese das physikalische Universum gestalten, beeinflussen und steuern.

Um die wahre Bedeutung des Wortes Vijnana zu verstehen, müssen wir es zuerst in seine buchstäblichen Bedeutungselemente auflösen. Die Silbe Vi, verwendet als Vorsilbe zum Wort Jnana, übermittelt drei Bedeutungen: Spezialkenntnis (Vishesh), die Vielfalt von Kenntnis (Vividham) und pervertierte Kenntnis (Viruddham). Negative oder verdrehte Kenntnis wird mit dem Wort Ajnana und Spezialkenntnis wird durch das Wort Jnana bezeichnet. Vijnana bedeutet daher „Vielfalt der Kenntnis“ oder, um genauer zu sein, die Kenntnis der Vielfalt. Das Wissen darum, wie dieses vielfältige und unterschiedliche Universum aus einer Quelle hervorgeht, ist das Jnana, und das Wissen darum, wie diese eine Quelle zu einer unterschiedlichen Welt von großer Vielfalt wächst, ist das Feld vom Vijnana. So bemühen sich die „Seherwissenschaftler“ uns zu erklären, wie dieses vielfältige Universum aus einer Quelle entsprungen ist. Diese Erklärung umfaßt die Erforschung der Kräfte und Vorgänge durch welche die supraphysikalische Energie – die letztlich ja die eine ist – diese Vielfalt entstehen läßt.

Diese fundamentale Kenntnis über die Bedeutung der Veden wurde vom Schleier der Fehlinterpretationen kritischer Begriffe wie diese verdunkelt. Nicht desto weniger möchten wir an dieser Stelle hervorheben, daß diese Kritiken an westlichen Forschern und Übersetzern der Veden weder mit Fremdenhaß noch mit einer Sehnsucht nach der Vergangenheit Indiens zu tun haben. Die Verzerrungen und Fälschungen der Veden würden völlig unverständlich bleiben, wenn wir den historischen Hintergrund und die Rolle dieser Übersetzungen und Interpretationen nicht kennen würden. Die intellektuelle Integrität fordert es, daß diese Fakten angemessen hervorgehoben werden. Dadurch wird unsere Achtung für ihren Beitrag nicht geringer. Sie haben einige positive Leistungen des alten Indiens der Welt zur Kenntnis gebracht. Es muß auch ausdrücklich betont werden, daß nicht jeder europäische Kommentator seine Studien mit einem negativen Vorsatz durchführte. Einige waren ehrlich von dem Reichtum an Gedanken in den Werken der Sanskritgelehrten aus alten Zeiten angezogen, und mehrere haben die Errungenschaften des alten Indien in Schlüsselbereichen mit verschwenderischem Lob kommentiert.

Wir müssen auch einer großen Zahl westlicher Gelehrten unseren Dank sagen, die mit Ehrlichkeit, Hingabe und Ergebenheit das Studium der Veden und ihrer Nebenwerke fortgesetzt haben. Ohne diese Kommentare, Übersetzungen und andere Publikationen in englischer Sprache hätten Generationen der Inder, die im kolonialen Bildungssystem der Engländer erzogenen wurden, keine Gelegenheit gehabt, sich mit dieser alten Weisheit vertraut zu machen. Daher erkennen wir an – trotz all ihrer Unzulänglichkeiten, Ungenauigkeiten und oft vorkommenden Entstellungen –, daß diese Werke einen wertvollen Beitrag zur Wiederherstellung und Weitergabe der Einsichten der Veden geleistet haben. Ebenso groß ist unsere Dankesschuld gegenüber den Archäologen und Forschern, welche die Bloßstellung der Fälschung der indischen Geschichte ermöglicht haben. Wir entbieten unsere tiefe Dankbarkeit all diesen Gelehrten und Autoren.

Die vollständige Erforschung der Veden ist für jemanden, dem eine hohe Intelligenz beschert ist, eine lebenslange Aufgabe. Dieses Buch ist notwendigerweise eine kurze Erforschung vedischen Wissens, geschrieben in der Hoffnung, daß das Wesentliche aus dieser Weisheitsquelle in unverfälschter Form übermittelt wird. Dieses Werk wird in der Überzeugung dem Leser angeboten, daß vieles von seinem Inhalt für die beunruhigte globale Gesellschaft von heute wertvoll ist.

Die Schatzkammer der Veden enthält Antworten auf mehrere Fragen, die heute Wissenschaftler und Philosophen narren, wie auch Lösungen mehrerer erschreckender Probleme, welche die menschliche Gesellschaft bedrohen. Der Zugang zu diesen Antworten würde die Möglichkeit eines Quantensprungs in eine Welt neuer Erkenntnisse und neuer Erfahrungen eröffnen und ein Studium des in diesen Texten enthaltenen Wissens würde auch helfen, die grundlegenden Prinzipien einer der ältesten Zivilisationen in der menschlichen Geschichte zu verstehen. Zusammen könnten diese uns den Weg zur Einrichtung von dauerhafter Harmonie und Glück auf unserem Planeten aufzeigen. In einem Band, das diesem Werk folgen wird, erforschen wir genau diesen Weg.

Das vorliegende Werk versucht, den Leser in den unerforschten Schatz der alten Einsichten der Menschheit einzuführen. Die Entdeckung eröffnet faszinierende Ansichten und bietet flüchtige Blicke in die Ursprünge des Universums. Sie befördert uns in eine wie auch immer vergessene Epoche, in welcher der menschliche Intellekt blendende Höhen erreicht hatte und tief in die Geheimnisse des Seins eingedrungen war. Unser größtes Anliegen ist es, einen Einblick in diese Einsichten der Veden in einer Art zu bieten, die für die moderne Denkweise Sinn macht und trotzdem die Einsichten der Seherwissenschaftler, der Verfasser der Veden, unverzerrt übermittelt. Wir werden bemüht sein, nicht in die Falle zu stolpern, unsere eigenen Ideen in der Sprache einer fremden Kultur zu äußern.

Die Struktur dieses Buches offenbart den Umfang des Verlustes, den wir als Folge unserer Trennung von der vedischen Weisheit erlitten haben. Die Leser werden bemerken, daß umfangreiche Erklärungen der vedischen Weltanschauung erforderlich sind, damit wir den Zusammenhang der verschiedenen Disziplinen verstehen. Daher ist der „Dritte Abschnitt: Jenseits des Universums der Physik“, der die Ansicht des Kosmos erforscht wie sie in den Veden dargestellt ist, bei weitem der längste. Der Leser wird eingeführt in die wesentliche Terminologie, in die philosophische Grundlage für die praktischen Wissenschaften, für welche die Seherwissenschaftler den Weg bahnten, und in eine Erforschung der wesentlichen Natur des Kosmos und von uns selbst als Individuen in ihm. Um eine so vollständige und integrierte Weltanschauung zu erkunden, ist es erforderlich, daß wir unsere Aufmerksamkeit all diesen Aspekten widmen, die das Ganze ausmachen.

Wir verfolgen dies mit einer Erkundung des vedischen Intellekts in seiner reinen Form und decken dabei die wirkliche Bedeutung der Ausdrücke auf, die von westlichen Gelehrten fälschlicherweise als „Götter“ und „Göttinnen“ interpretiert wurden. Wir beziehen Auszüge aus großzügig mit Dichtung und Metaphern ausgestatteten alten Texten ein, um die Wirklichkeit über den Kosmos zu erläutern, die den Menschen durch die Veden offenbart wurden.

Wir erforschen die praktische Anwendung vedischer Einsichten entlang zweier Beispiele: der Wissenschaften von Yoga und Ayurveda, dem tradierten indischen Gesundheitssystem. Diese beiden Disziplinen werden in der gegenwärtigen Gesellschaft weit verbreitet praktiziert, haben aber ihre Ursprünge in den Veden. Die Seherwissenschaftler entwickelten auch solche praxisorientierten Disziplinen innerhalb des breiteren Zusammenhanges des universellen Daseins, damit die Menschen die Unteilbarkeit des Individuellen und des Kosmos nicht aus den Augen verlören.

Als nächstes widmen wir unsere Aufmerksamkeit den Instrumenten des Lernens, welche die Seherwissenschaftler vorgeschlagen haben. Dies schließt eine Erkundung des Weges ein, auf dem die Sprache Sanskrit das in den Veden enthaltenes Wissen offenbart und zugleich schützt, aber auch zu einer tieferen Betrachtung der Methoden der Analyse der Seherwissenschaftler verhilft. Wir schließen eine Diskussion über einige grundlegende Begriffe ein, deren Verständnis wesentlich ist, um die Tiefen des Veda Shastras auszuloten.

Nach der Betrachtung der Gründe für die historische Verdunkelung der vedischen Wahrheiten machen wir eine kurze Pause, um über all das nachzudenken, was in diesem Werk vorangegangen ist. Das Kapitel mit dem Titel „Betrachtungen“ ist eine auf Erfahrung bezogene Interpretation der Botschaft der Veden und eine grundlegende Einschätzung ihrer Tiefe und Feinheit.

Wir schließen ab mit „Anhänge“, die, wie wir hoffen, weiteres Licht auf die historischen Vorurteile und Entstellungen werfen werden, die an den Veden verbrochen wurden und die uns bei der Korrektur dieser vorangegangenen falschen Interpretationen unterstützen werden.

Es ist unser tief empfundener Wunsch, daß die Menschheit erneut zu der unverfälschten Weisheit Zugang erhält, die in diesen unschätzbaren Texten enthalten ist, und daß unsere Leser mit uns die Erbschaft des gesamten Menschengeschlechts feiern mögen.

 

EINFÜHRUNG IN "VEDA" UND IN DIE VEDEN

DIE VEDEN, DIE UNS BEKANNT SIND, BESTEHEN AUS VIER Texten: Rig Veda, Yajur Veda, Sama Veda und Atharva Veda.

Jeder dieser Texte besteht aus (a) Mantra bzw. Samhita, (b) Brahmana und (c) Aranyaka. Am Ende der Aranyakas kommen die Upanishaden. Ein größerer Teil der Upanishaden ist verlorengegangen. Sie wurden zerstört in aufeinander folgenden Einfällen, von Plünderern aus dem Land geschafft oder auf andere Weise ruiniert.

Die Mantras sind schwierige, in großer Kürze zusammengefaßte Formulierungen grundlegender Prinzipien. Die Brahmanas erläutern und regeln die aus diesen Prinzipien folgenden praktischen, konkreten Handlungen, also deren Anwendung. Die Aranyakas nehmen uns mit in das Reich des Nachsinnens und die Upanishaden in die wohlbegründete Philosophie dieser Wissenschaften.

Das hier verwendete Wort „Brahmana“, sollte nicht mit einer der vier Varnas verwechselt werden, in denen die Gesellschaft im „alten Indien“ im Einklang mit den Veden organisiert war. Die Brahmanen in den Varnas widmen sich der Suche nach Wissen und leiten die anderen Gruppen in intellektuellen, andächtigen und alltäglichen Dingen. Aber hier bezieht sich Brahmana auf jenen Teil der Texte der Veden, der detaillierte Leitlinien für die Anwendung der vedischen Theorien und Grundsätze im Alltag gibt. Nur 108 der 1137 Brahmanas sind heute noch verfügbar.

Die Upanishaden befassen sich mit der Philosophie der Prinzipien, die in den Mantras formuliert und in den Brahmanas erörtert sind und mit deren alltäglichem Gebrauch. Bislang sind 183 Upanishaden wiederentdeckt, von denen 10 als die wichtigsten angesehen werden. Diese sind der Nachwelt von mehreren großen Philosophen und Gelehrten mit ausführlichen und erschöpfenden Kommentaren überliefert. Einige Upanishaden sind bekannt nach dem ersten Wort im Text, wie z. B. Kenopanishad, beginnend mit dem Wort Kena, das „wer“ bedeutet. Ein weiterer Text beginnt mit dem Wort Ishawasya und ist als der Ishawasya Upanishad bekannt. Einige Upanishaden sind auch nach dem Namen des Rishis (Seherwissenschaftlers) benannt, der die darin erörterten Erkenntnisse entdeckte bzw. „sah“, wie beispielsweise der Kathopanishad, benannt nach dem Rishi namens Katha.

Die Veden wurden ursprünglich mündlich vom Lehrer an den Schüler überliefert. Diese Überlieferung erforderte strenge Disziplin, tiefe Hingabe und konzentriertes Studium mehrerer Fächer. Irgendwann im Verlauf der Zeit muß diese anspruchsvolle Tradition begonnen haben, belastend zu wirken. Der große Weise Veda Vyasa, Verfasser des epischen Werkes Mahabharata, sah ein spürbares Absinken sowohl in der Fähigkeit als auch in der Bereitschaft der Generation, die berufen war, diese Verantwortung weiter zu tragen. Besorgt, daß die „Wissenschaft der Wissenschaften“ für künftige Generationen verloren gehen würde, wenn er sich nicht der riesigen Aufgabe des Sammelns, des Klassifizierens, des Niederschreibens stellte, sammelte er alle Mantras, die einigen wenigen, verstreut lebenden Gelehrten noch bekannt waren, und gab sie in den vier großen Büchern – Rig Veda, Yajur Veda, Sama Veda und Atharva Veda – ediert heraus. Mehrere große Seherwissenschaftler „sahen“ diese Mantras durch Jahre der „Selbstbeobachtung“ und „Selbstanalyse“. Sie überlieferten ihre Entdeckungen der nächsten Generation über ihre Schüler, die wiederum neue Meilensteine auf ihrem Weg hinzufügten und das Werk ihren Schülern zur Vollendung übergaben.

Die Veden sind die ultimative Quelle der Anschauung des Lebens und des Universums. Alle gesellschaftlichen Wechselwirkungen, einschließlich aller „religiösen“ Handlungen, Bräuche und Zeremonien des alten Indiens basieren auf den Texten der Veden. In Sanskrit heißt die Gesamtheit dieser Texte Veda Shastra. Bücher über den Dharma wie z. B. Manusmriti, welche die individuellen und gesellschaftlichen Verhaltensweisen regeln, leiten ihre Begründung von den Veden ab. Der Begriff Dharma wird im allgemeinen als die „Religion“ übersetzt, aber dieses Wort hat eine viel umfassendere Bedeutung und betrifft nicht nur die Menschen. Alle Individuen und Wesen besitzen ihren Dharma, d. h. ihre spezifischen Eigenschaften, Attribute und Merkmale, ebenso das Gesamtgefüge der Pflichten, Werte und Verhaltensregeln. So zum Beispiel, der Dharma des Feuers ist es zu brennen und sich nach oben zu bewegen, während jener des Wassers ist zu kühlen und sich nach unten zu bewegen.

Verschiedene Schulen der indischen Philosophie, wie Samkhya, Vaisheshika und Vedanta, leiten ihre Gültigkeit von den Texten der Veden ab. Alle übrigen Texte werden als sekundäre Quellen betrachtet und ihre Annehmbarkeit und Authentizität hängt davon ab, ob sie mit den Veden im Einklang sind oder nicht. In allen Angelegenheiten des individuellen und gesellschaftlichen Verhaltens ist das Veda Shastra die endgültige Autorität, die nicht in Frage gestellt werden kann, und alles, was den Veden widerspricht, wird abgelehnt. Die Veden benötigen keinen externen Beweis für ihre Akzeptanz und Gültigkeit. Sie selbst sind Maßstab für andere Gebote, Gesetze und Normen. Die Veden sind die einzigen Texte, die über Jahrtausende hinaus geachtet und verehrt wurden.

Die zahlreichen Überzeugungen und eine verwirrende Vielfalt von Bräuchen und Zeremonien aus der alten Zeit sind für die Anhänger dieser Überzeugungen dann annehmbar, wenn sie ihren Ursprung in den Veden orten können. Die Bhagavad Geeta wird als einer der am meisten geachteten Texte verehrt. Darin wird ein Zwiegespräch zwischen Krishna – verehrt als eine glorreiche Verkörperung der menschlichen Gestalt – und dem Pandava Prinzen Arjuna, auf dem Schlachtfeld des Mahabharata wiedergegeben. Alles was in der Bhagavad Geeta gesagt ist, wird als richtig und authentisch akzeptiert, weil es mit den vedischen Grundsätzen übereinstimmt und die Wirklichkeit sorgfältig erläutert ist. Der Gestalter der Bhagavad Geeta, Krishna, bestand darauf, daß sich die Menschen im Einklang mit dem Shastra verhalten sollten, womit er das Veda Shastra gemeint hat.

Die vedischen Texte sind eine unerschöpfliche Schatztruhe des Wissens. Sie sind ein Buch des Vijnana. Dieser Begriff ist als „Wissenschaft“ übersetzt. Tatsächlich bedeutet es viel mehr. Bücher des Dharmas und Richtlinien für die Dharmiks, wie die Manusmriti, lehren uns, was wir tun und was wir nicht tun sollten, aber geben oft keine detaillierte Antwort auf die Frage, warum wir bestimmte Dinge tun oder nicht tun sollten. Aber die Veden analysieren und erklären das „Warum“ verschiedener Phänomene und Aktionen. Wenn in den Abhandlungen über Dharma und Philosophie solche Fragen auftauchen, so wird der Fragende auf die Veden verwiesen, um Antworten zu finden.

Die Texte der Veden sind Bücher über Vidya. Das Wort „Vidya“ ist in Sanskrit von der Wurzel Vid („wissen“) abgeleitet. Anders ausgedrückt, diese Texte vermitteln Wissen. Das Wort „Veda“ ist von der gleichen Wurzel abgeleitet. Dies erklärt warum Weise und Gelehrte schon immer die Veden als „Stätte des Wissens und des Lernens“ bezeichnet haben.

Sechs Vedangas bez. Hilfsdisziplinen sind wesentlich zum Studium der Veden: Shiksha (Phonetik), Vyakarana (Grammatik), Chhandas (Taktlehre), Nirukta (Etymologie), Kalpa (praktische Anwendungen, Bräuche und Zeremonien) und Jyotisha (Astronomie/Astrologie). Die ersten vier sind sprachwissenschaftliche Fächer und die letzten zwei sind nicht–sprachwissenschaftlich. Phonetik, Grammatik und Taktlehre sollen den Laut der vedischen Wörter schützen und die Tradition der mündlichen Überlieferung bewahren. Nirukta befaßt sich mit der korrekten Interpretation der Wörter der vedischen Texte und steht in engem Zusammenhang mit Vyakarana.

Jedem Veda ist ein Pratishakhya angehängt, der die vedischen Laute prüft. Wie die Shiksha, dienen auch die Pratishakhyas der Erhaltung der korrekten Aussprache der Veda Mantras und bestimmen peinlich genau die Regel für Silbenmessung, Phonetik, Betonung und Klang der zusammengefaßten Wörter. Der Begriff „Pratishakhya“ bedeutet auch, daß es ein praktisches Handbuch für jede Schule der Veden ist. Er bestimmt die Laute der Veda Mantras, nicht nur für eine bestimmte Region, sondern absolut.

Das Vyakarana bestimmt die genaue Form der Wörter nach sprachwissenschaftlicher Analyse. Das Nirukta befaßt sich mit der sprachwissenschaftlichen Analyse der Wörter selbst, um ihre richtige Bedeutung innerhalb ihrer Zusammensetzung festzustellen. Es betont nachdrücklich die Ableitung schwieriger und scheinbar nicht analysierbarer Begriffe. Die alten Seherwissenschaftler haben im einzelnen darüber diskutiert, ob das Verhältnis zwischen einem Wortlaut (Shabda) und seiner Bedeutung (Artha) eine in der Natur gegebene oder eine von Menschen erfundene ist. Sie meinen, daß ein Wort nicht bloß der Laut ist, sondern während der Artikulation auch die Bedeutung des Wortes bzw. der Wörter hervorgebracht wird.

Vierzehn Zweige von Vidya

Das Wort „Vidya“, wie schon bemerkt, ist von der Wurzel „Vid“ (wissen) abgeleitet. So ist die Vidya etwas, was Wissen übermittelt und Licht auf die Wirklichkeit wirft. Die vedische Organisation des Lernens und die Aneignung von Fertigkeiten teilt die Vidya in 14 Zweige auf. Jeder Zweig enthält nicht nur von großen Gelehrten aufbereitete Aufgaben zur Vermittlung von Wissen, sondern auch sorgfältig ausgearbeitete moralische und ethische Grundsätze und legt Leitlinien für das individuelle und gesellschaftliche Verhalten fest.

Diese 14 „Stätten des Wissens“ schließen mit den vier Veden – Rig Veda, Yajur Veda, Sama Veda und Atharva Veda – auch die oben erwähnten sechs Disziplinen bzw. Zweige ein. Dazu kommen noch die vier: Meemamsa, Nyaya, Puranas und Dharmashastra. Ferner kommen Ayurveda (die Wissenschaft der Gesundheitspflege), Arthasastra (die politische Ökonomie), Dhanurveda (die Wissenschaft der Kriegführung) und Gandharva Veda (die Musikwissenschaft) hinzu. Insgesamt sind es 18 Vidyas. Vierzehn davon berühren den Dharma, d. h. die Grundsätze bzw. die Ethik des individuellen und gesellschaftlichen Verhaltens. Die restlichen vier gehören zu den „Stätten des Wissens“, befassen sich aber nicht unmittelbar mit dem Dharma.

Die gesamte Literatur über die Vidyas wird Veda Shastra genannt. Sind alle 14 Shastras grundlegende und maßgebende Texte, so sind die Veden doch ihre Krone. Die ersten vier (die vier Veden) der vierzehn Zweige des Lernens bilden die Grundlage für die nachfolgenden 10, und zusammen bilden sie den vollständigen Korpus der Anschauung über das Universum, das Leben, ebenso zu Jnana und Vijnana.

Diese letzten beiden bedeutsamen Begriffe erörtern wir im Detail an anderer Stelle dieses Buches. Hier erläutern wir sie nur kurz: das Vijnana ist das Wissen darüber, wie sich eine unendliche, unteilbare Energie zu einer bunten Vielfalt und zu unzähligen Dingen entwickelt, die das Universum ausmachen. Der Jnana ist das Wissen darüber, wie diese Vielfalt, Unterschiedlichkeit und Pluralität letzten Endes nichts anderes eine Einheit ist. Anders ausgedrückt, Vijnana und Jnana offenbaren wie sich ein riesiger, unendlicher Behälter voller Energie in unzählige und unterschiedliche Objekte aus Materie verwandelt, die dieses Universum ausmachen, und wie all diese unterschiedliche Materie eigentlich nichts anderes ist als eine gemeinsame Quelle der Energie. Die Werke im Veda Shastra vereinigen in sich die vorgeschriebenen Bräuche bzw. die Regeln und Erlasse, die darauf ausgerichtet sind, Menschen zu erziehen und sicherzustellen, daß sie auf dem richtigen Pfad sind, d. h. auf einem Pfad in Harmonie mit den grundlegenden Prinzipien, welche die Organisation des Universums stützen.

Diese alten Texte sind aufgeteilt in zwei Kategorien: in Shruti – was gehört wurde – und in Smriti – was dem Gedächtnis eingeprägt wurde. Bücher des Dharmas sind Smriti, während Bücher der Veden Shruti sind. Die gesprochene Worte der Rishis sind Shruti und die Wiedergabe der Worte der Rishis sind Smriti. Ein Rishi ist jemand, der durch seine Einsicht „gesehen“ hat, was „ist“ – die Wirklichkeit, das Wesen der Phänomene. Die Rishis (Seherwissenschaftler) sind durch die äußere Erscheinung der Phänomene gedrungen, um die Wirklichkeit hinter dem Offensichtlichen und Scheinbaren zu „sehen“. Der Veda ist also nicht ein Buch. Der Veda ist die Wirklichkeit selbst.

Die Veden als Texte und das Phänomen Veda

Wir können in einem Buch lesen, daß die Elektrizität durch eine elektrische Ladung entsteht und die Erklärung, wie ein Überschuß oder ein Defizit an Elektronen in der geladenen Substanz diese elektrische Ladung verursacht. Das Buch mag betitelt sein als Elektrizität, von einem Autor XYZ. Das Verhältnis zwischen dem Buch Elektrizität und dem Phänomen der Elektrizität illustriert das Verhältnis zwischen den Veden als Text und dem Phänomen Veda. In diesem Sinne sind die Texte von Rig, Yajur, Sama und Atharva Veden eigentlich nicht Veden; sie sind Bücher der Veden. Der Veda ist das ursprüngliche Tattwa, der primäre Faktor, nicht die Sammlung von Sätzen und Versen, welche dieses Tattwa erklären. Rig, Yajur, Sama und Atharva sind vier Tattwas, wobei das Tattwa der ursprüngliche oder primäre Faktor ist, der sich in andere Objekte verwandelt. Das gesamte Universum besteht aus diesen vier Tattwas.

Die Veden klassifizieren Aktionen und Anwendungen in zwei Kategorien. Handlungen, in denen die Ein- und Ausgangsenergie physikalisch sind, fallen in eine Kategorie, innerhalb derer die Mittel physikalisch und die Ziele irdisch sind. Handlungen, in denen die Ein- und Ausgangsenergie supraphysikalisch sind, fallen in die andere Kategorie, in der die Mittel wie auch die Ziele supraphysikalisch sind. Die Brahmanas sind Bücher von Regeln, die uns deren Wirkungsweisen und Anwendungen offenbaren. Sie erklären im Detail praktische Handlungen, die mit materieller Eingangsenergie eingeleitet werden und materielle Ergebnisse zeitigen.

Bei Handlungen und Anwendungen werden die Aranyakas und die Upanishaden getrennt betrachtet. Zum Beispiel der Titel Brihad Aranyakopanishad enthält sowohl Aranyaka wie auch Upanishad. Das Sanskritwort Upasana bedeutet „in der Nähe sitzen“, ist aber als „Anbetung“, „Huldigung“, „Dienst“ oder „Opfer“ unzutreffend übersetzt worden. Tatsächlich übermittelt die Upasana den Sinn des tiefen Nachsinnens vermischt mit Hingabe. Die Upasana und der Jnana (Wissen) sind miteinander verwoben. Obwohl der Jnana ein selbständiger Weg zum Erkennen der Wirklichkeit ist, hat Krishna die Upasana im Jnana mit eingeschlossen und die drei Wege – jene des Wissens, der Praxis und des Nachsinnens – zu zweien zusammengefaßt: Jnana und Karma.

Die Abschnitte über Aktion und Anwendung beziehen sich auf das Universum und jene über Wissen und Nachsinnen auf den Ishwara. Das Wort „Ishwara“ wurde mit „Gott“ übersetzt. Sir Monier Monier-Williams übersetzt Ishwara mit „Meister, Herr, Fürst und Gott, das Höchste Wesen“. Diese Übersetzung ist eines von vielen Beispielen dafür, wie christliche Kommentatoren ihre eigenen religiösen und mentalen Konstrukte den Veden übergestülpt haben. Solche Fehlkonstruktionen haben manche vedische Verse unverständlich gemacht. Wir werden den Begriff „Ishwara“ an anderer Stelle ausführlich erörtern, vor allem in den Abschnitten: „Prajapati: Das Erste Individuum“ und „Jeeva, Ishwara und Parmeshwara“. Und auch seine Nebenbedeutung als ein spezifischer Faktor im Prozeß des Entstehens. Hier nur kurz: Der Ishwara ist jener Zustand, aus dem der unteilbare Ozean von supraphysikalischer Energie sich in unzähligen Wellen offenbart, die das Universum der Dinge und Individuen bilden. Der Ishwara kann eine Form annehmen oder formlos sein. Die Aranyakas lehren uns das Vidya (Wissen) über Ishwara mit Form und die Upanishaden das Vidya über Ishwara ohne Form.

Beim Studium der Veden sollten wir ständig die zwei Dimensionen der Wirklichkeit im Blick haben: den Ishwara und das Universum. Da Ishwara unterschiedlich wahrnehmbar ist, mit und ohne Form, ist er mal mit Merkmalen und Eigenschaften versehen und mal nicht. Das Universum wird als diese Welt beschrieben, der Ishwara oft als die andere. Teilnahme in dieser Welt heißt, die Vergnügungen dieser Welt genießen. Hinwendung zu Ishwara bringt Freude von „außerhalb dieser Welt“.

Die Veden bestehen aus vielen Sooktas. Das Präfix Soo heißt „gut“ und Ukta bedeutet „gesprochen“ bzw. „das, was gesprochen ist“. So bedeutet der Sookta „wohl gesprochen“, ein „gutes Wort“ oder „eine gute Äußerung“. Jeder Sookta besteht aus einer gewissen Anzahl von Mantras (Verse).

Wenn wir die Veden wie vorgeschrieben rezitieren, erwähnen wir den Namen des Sehers, der mit jedem Sookta verbundenen ist, wie auch die Metrik und die supraphysikalische Kraft, die erzeugt werden soll. Beim richtigen Rezitieren eines Mantras, beziehen wir uns auch auf die Abstammung des Sehers. So zum Beispiel, Agastyo Maitravarunih ist Agastya, der Sohn von Mitra–Varuna und Madhucchanda Vaisvamitrah ist der Weise Mandhucchanda, der von Visvamitra abstammte.

Die Mantras erklären nicht explizit. Sie offenbaren ihre „Botschaft“ mittels Hinweise und führen so zu dem was „ist“. Die Veden sind aufgeteilt in zwei Wege: der Weg der Handlung und der Weg des Wissens, des Arbeitens und des Erkennens. Manchmal werden sie Poorvameemamsa (frühe vedische Studien) und Uttarameemamsa (späte vedische Studien) genannt. Die Upanishaden stehen am Ende der Aranyakas. Wäre ein Mantra bzw. Samhita der Baum, so wäre Brahmana die Blume, Aranyaka die Frucht (noch unreif), und Upanishad die weiche oder voll ausgereifte Frucht.

Die Upanishaden sind auch als Vedanta bekannt und bilden den Endteil der Veden in zweifacher Hinsicht. Bei jeder Durchsicht begegnen wir erst der Samhita, dann dem Brahmana, dann dem Aranyaka, und am Ende den Upanishad. Die Upanishaden werfen Licht auf die Philosophie der Veden.

Die Upanishaden sind die Lehren, die ein Guru dem dicht neben ihm sitzenden Schüler vermittelt. Traditionell sitzt ein(e) Schüler(in) oder Sucher(in) an den Füßen des Lehrers, des Gurus, der ihn/sie in die Welt des Wissens führt. Wie im Kapitel „Anfang der Reise“ erwähnt, waren die Seherwissenschaftler bzw. weisen Lehrer der Meinung, daß die Schüler(innen) dicht neben ihnen sitzen sollen, wenn sie sie unterweisen, ihnen Geheimnisse mitteilen oder etwas geheimnisvolles enträtseln. Ein Geheimnis in den Veden wird Rahasya genannt. In den Upanishaden wird dafür den Begriff Upanisat gebraucht. Jene Schüler, die nicht reif genug sind, werden für den Empfang dieser geheimnisvollen Lehren nicht in Betracht gezogen.

Die Veden sind aufgeteilt in 1180 Shakhas (zu überprüfende Textzweige), jede mit einem Brahmana, Aranyaka und Upanishad versehen. Viele dieser zahlreichen Shakhas sind in Vergessenheit geraten. Die übrigen sind auch von Auslöschung bedroht, weil das Studium der Veden auf ein gefährlich niedriges Niveau gesunken ist.

Für einige der Upanishaden mit Shakhas gibt es keine Samhita oder Brahmana Texte mehr. Die Samhita der Sankhayana Shakha vom Rig Veda, zum Beispiel, wird nicht mehr rezitiert. Anscheinend ist sie verloren gegangen. Aber der Kausitaki Upanishad, der ein Teil der Shakhas ist, existiert. Der Baskala Mantropanishad, ebenfalls aus dem Rig Veda, ist noch vorhanden. Es wird berichtet, daß ein Palmenblatt–Manuskript desselben in einer Bibliothek in Chennai, der Hauptstadt des Staates Tamil Nadu (Indien) vorhanden ist. Aber weder die Samhita noch der Brahmana des Baskala Krishna–Yajur Veda ist vorhanden, und obwohl der Kathopanishad als einer der gewichtigen Upanishaden berühmt ist, ist sein Aranyaka nicht mehr verfügbar. Der Atharva Veda wird nur in ein oder zwei Gegenden studiert, während Prashna, Mundaka und Mandukya, die zu diesem vedischen Text gehören und unter den 10 gut bekannten Upanishaden sind, heute noch existieren.

Man nimmt an, daß es viele Upanishaden gegeben hat. Vor zweihundert Jahren schrieb ein Asket aus Kanchipuram (eine Stadt in Tamil Nadu) einen Kommentar über 108 Upanishaden und erwarb sich so den Namen „Upanishad Brahmendra“.

Der erste Sankaracharya wählte 10 unter den zahlreichen Upanishaden aus, um sie aus dem nicht–dualistischen Gesichtspunkt heraus zu kommentieren. Ramanuje, Madhav und andere herausragende Philosophen, die nach ihm kamen, schrieben Kommentare über die selben Texte, begründet auf ihren eigenen philosophischen Ansichten.

Der Isha oder Ishawasya Upanishad kommt gegen Ende der Samhita vom Shukla Yajur Veda vor. Wie schon erwähnt, ist der Name dieses Upanishads von seinem allerersten Wort, Ishawasya, abgeleitet. Als nächstes folgt der Kenopanisad, der auch Talavakara Upanishad genannt wird, da er im Talavakara Brahmana des Sama Vedas vorkommt. Der Kenopanishad untersucht vertieft die Natur der ultimativen Wirklichkeit, wie auch das Verhältnis Subjekt-Objekt im abschließenden Teil.

Prashnopanishad, Mundakopanishad und Mandukyopanishad sind alle im Atharva Veda zu finden. Prashna bedeutet „Frage“, und in diesem Text werden viele wichtige Fragen gestellt und beantwortet, wie zum Beispiel: Was ist der Ursprung verschiedener Geschöpfe? Welche supraphysikalischen Kräfte erhalten sie? Wie durchdringt Leben den Körper? Welche Wirklichkeit ist wirklich, die beim Wachsein, im Schlaf oder im Traum?

Der Mundakopanishad untersucht wie die unterschiedliche und bunte Vielfalt unseres Universums am Ende in eine einzige fundamentale Quelle aufgeht, in der gleichen Weise wie die Flüsse mit verschiedenen Namen ihre Namen und Formen im Ozean verlieren.

Manduka bedeutet „Frosch“. Der Frosch muß nicht schrittweise schreiten, weil er vom ersten zum vierten Schritt springen kann. In ähnlicher Weise zeigt der Mandukyopanishad uns den Weg zu Turceya, den vierten Zustand, vom Wachsein über den Schlaf und über den Traum.

Der Tatteriya Upanishad ist Teil des Tatteriya Aranyaka. Er wird vielleicht umfassender studiert als irgend ein anderer Upanishad. Der Aitereya Upanishad bildet einen Teil vom Aitereya Aranyaka des Rig Veda, und sein Name stammt von Aitereya dem Weisen, der ihn weit und breit bekannt machte.

Die Chandogya und Brhadaranyaka Upanishaden sind die letzten zwei der 10 größeren Upanishaden und auch die umfangreichsten. Tatsächlich sind sie umfangreicher als die übrigen acht zusammen. Der erstere ist ein Teil des Chandogya Brahmanas vom Sama Veda. Chandogya bedeutet „Chandoga betreffend“, einer der das Sama rezitiert.

Der Brhadaranyaka Upanishad kommt als letztes. „Brhad“ bedeutet „groß“, und er ist in der Tat ein großer Upanishad. Im allgemeinen kommt ein Upanishad gegen Ende des Aranyaka der betreffenden Shakha. Während der Ishawasya Upanishad in der Samhita des Shukla Yajur Vedas vorkommt, steht der Brhadaranyaka Upanishad im Aranyaka des Yajur Vedas. Eigentlich bildet der ganze Aranyaka diesen Upanishad.

Im Brahma Sutra stellt Vyasa das Wesentliche der 10 (wichtigsten) Upanishaden in extrem bündiger Form vor. Das Wort „Sutra“ bedeutet eigentlich „Schnur“. Jede Lehre bzw. jedes Gedankensystem der vedischen Sammlung von Begriffen hat einen Sutra (Aussprüche in kurzen und präzisen Stil, in Aphorismen), einen Bhashya ( Kommentar) und ein Vartika (Erläuterung des Kommentars). Ein Sutra stellt eine Erkenntnis in einer extrem knappen Form dar; er drückt einen Gedanken oder ein Fakt mit der geringst möglichen Anzahl von Wörtern aus.

Die Bedeutung der in den Mantras enthaltenen wissenschaftlichen Kenntnisse und die Bedeutung ihrer Anwendung im Alltag, so wie sie im Brahmana–Teil der Veden in sorgfältiger Vollendung erörtert werden, ist über Jahrtausende verblaßt. Forscher beseelt mit großer Schärfe und Gelehrsamkeit haben sich mit den Upanishaden befaßt, in denen beachtliche Möglichkeiten für die Entfaltung philosophischer Impulse gegeben sind.

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